Cheftrainer der Kansas City Chiefs Andy Reid - Mastermind und Cheeseburger-Liebhaber

Düsseldorf/Glendale · Andy Reid hat die Kansas City Chiefs als Cheftrainer zum dritten Mal in den Super Bowl geführt. Er gilt als einer der genialsten Coaches in der NFL. Und er hat eine Schwäche für Cheeseburger.

 Andy Reid an der Seitenlinie bei einem Spiel der Chiefs.

Andy Reid an der Seitenlinie bei einem Spiel der Chiefs.

Foto: dpa/Jeff Roberson

In Kansas City gab es zu Weihnachten auch Geschenke für den Cheftrainer. Nach dem Sieg über die Seattle Seahawks an Heilig Abend überreichte Tight End Travis Kelce seinem Coach Andy Reid in der Mannschaftskabine ein Präsent. Unter dem Geschenkpapier kam ein Schuhkarton zum Vorschein. Darin: Ein Cheeseburger. Reid lachte überrascht und freudig zugleich: „Hoffentlich bekommt ihr alle ein Geschenk so großartig wie dieses“, verkündete er. „Cheeseburger im Paradies, Baby!“

Reid ist als Cheeseburger-Liebhaber bekannt. An seiner kräftigen Statur, die in aller Regel von einer knallroten Chiefs-Jacke bedeckt ist, ist das unschwer zu erkennen. Er selbst kokettiert aber auch mit seinem Image. Nach dem Super-Bowl-Sieg 2020 sagte er: „Ich besorge mir den größten Cheeseburger, den man je gesehen hat. Den größten. Könnte ein doppelter sein.“ Und nachdem vor kurzem bekannt wurde, dass die Chiefs 2023 in Deutschland spielen würden, wurde Reid nach deutschem Essen befragt. Seine Antwort: „Ich freue mich auf eine Bratwurst!“

Der 64-Jährige ist sich für keinen Spaß zu schade, zeigt auch mal ein Tänzchen in der Kabine oder spielt in Werbespots mit, in denen er seinen Spielern mit einem Edding Schnurrbärte aufmalt. Im Trainingslager lädt er schonmal einen Doppelgänger aufs Spielfeld ein und lässt ihn ein wenig coachen. „Er ist Supercool. Er ist ein bisschen wie ein Onkel“, beschrieb Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes ihn mal gegenüber Maxx Crosby, der für die Las Vegas Raiders spielt. „Er ist cool, cool, cool, aber du kannst ihn nicht enttäuschen - dann wird er verdammt wütend.“

Denn Reid ist auch ein harter Arbeiter. „Er hatte immer die größte Arbeitsmoral, die ich je im Coaching gesehen habe“, sagte Jon Gruden, ein ebenfalls erfolgreicher Trainer in der NFL und ehemaliger Weggefährte, 2015 in seiner Rolle als TV-Experte über Reid. „Er liebt es. Er liebt es absolut, sich einen Weg auszudenken, ein neues First Down zu erzielen oder zu punkten. Er hat immer gegraben und gekratzt, um die nächste perfekte Übung zu finden, um einen Spieler besser zu machen. Er ist unerbittlich.“

Angefangen hat Reids Profi-Laufbahn nach mehreren College-Jobs 1992, als er gemeinsam mit Gruden als Assistenztrainer bei den Green Bay Packers einstieg. Sieben Jahre blieb er, 1999 bekam er dann seinen ersten Posten als Cheftrainer - bei den Philadelphia Eagles, dem Gegner im kommenden Super Bowl. Reid soll den Zuschlag auch wegen seiner Detailversessenheit bekommen haben. In der Saison 2004 führte er die Eagles bis in den Super Bowl, verlor dort aber gegen die New England Patriots mit Tom Brady. Danach war Reid mit den Eagles mehrfach in den Play-offs und hatte eine sehr erfolgreiche Zeit, zum großen Wurf reichte es jedoch nie. 2013 trennten sich die Wege, als sein Vertrag nicht verlängert wurde. Schon wenige Tage nach Saisonende hatte Reid am 4. Januar 2013 bei den Kansas City Chiefs unterschrieben, weil er erwartet hatte, keinen neuen Kontrakt zu bekommen und weil auch er selbst das Gefühl hatte, eine Veränderung zu brauchen.

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Für die Chiefs war es ein Glücksgriff. Reid brachte eine strauchelnde Franchise wieder auf Kurs, draftete 2017 mit Patrick Mahomes den heute besten Quarterback der Liga und steht bereits in seinem dritten Super Bowl binnen vier Jahren. 2020 gewann er seinen ersten. „Wir sind jetzt eine Vorzeige-Franchise und zu einem großen Teil liegt das an Andy“, sagte Präsident Mark Donovan zu ESPN.

Reid gilt als der einfallsreichste und schlicht beste Offensiv-Trainer der Liga. Wie die Chiefs in Ballbesitz Raumgewinn erzielen, sieht verboten einfach aus. Sie kommen immer wieder mit kreativen Ideen um die Ecke, die aus der Feder von Reid stammen. Manchmal ist es vielleicht auch ein bisschen zu viel, wie Anfang Januar in Las Vegas, als die Spieler einen Kreis bildeten, sich als solcher hüpfend drehten und sich dann plötzlich zum Spielzug aufstellten. Manche fanden es genial und witzig, andere sahen darin eine Verhöhnung des Gegners.

Weil die Chiefs so erfolgreich sind, werden sie in der NFL oft kopiert. Erreicht aber nicht. Das liegt natürlich zu einem gewissen Teil am alles überragenden Quarterback Mahomes, aber eben auch an Reids Gespür dafür, im richtigen Moment den richtigen Spielzug parat zu haben. So sind die Chiefs seit Jahren - gerade offensiv - das Maß aller Dinge in der NFL. Es gehe dabei um die Kultur, die Reid mit seinem Trainerstab aufgebaut habe, erklärte Mahomes ESPN, „wie wir arbeiten, wie wir uns vorbereiten und wie wir gewinnen.“

Auch andere Trainer und Teams profitieren davon bis heute, in der NFL sind zahlreiche von Reids Ex-Assistenten erfolgreich unterwegs. Doug Pederson (heute Jacksonville Jaguars) gewann mit den Eagles einen Super Bowl, John Harbaugh mit den Baltimore Ravens. Sean McDermott hat die Bills zu einem Top-Team geformt. Ron Rivera war zunächst in Carolina sehr erfolgreich, nun versucht er, Washingtons Team auf Kurs zu bringen. Und das waren längst nicht alle.

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Foto: AP/Matt York

An Andy Reid reichen sie aber alle nicht heran. Genauso wie aus seiner Sicht wohl kein Essen mit einem guten Cheeseburger mithalten kann. Er dachte auch 2020 an seine Leibspeise, als die Chiefs in einer feierlichen Zeremonie die traditionellen Ringe für den Triumph im Super Bowl erhielten. „Man trägt ihn zu speziellen Anlässen“, sagte Reid damals, „oder wenn man einen kostenlosen Cheeseburger haben will. Du zeigst ihn einfach vor und vielleicht gibt es dann einen.“ Gut möglich, dass Reid bald auf zwei freie Cheeseburger hoffen darf.

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