NFL-Finale gegen Kansas City Chiefs Darum gewinnen die Philadelphia Eagles den Super Bowl

Düsseldorf/Glendale · Die Philadelphia Eagles sind im Super Bowl nicht der Favorit. Doch genau das gibt dem Team zusätzlichem Antrieb. Rein sportlich können die Eagles es sowieso mit jedem aufnehmen, haben sie doch den wohl komplettesten Kader der Liga. Warum sie das NFL-Finale gewinnen werden.

Eagles-Linebacker Kyzir White im Spiel gegen die San Francisco 49ers.

Eagles-Linebacker Kyzir White im Spiel gegen die San Francisco 49ers.

Foto: AP/Matt Slocum

Mit der Gehaltsobergrenze ist es in der NFL enorm schwierig, ein Team aufzubauen, das überall stark besetzt ist. In so ziemlich jeder Mannschaft gibt es offensichtliche Schwächen. Bei den Philadelphia Eagles, die im Super Bowl auf die Kansas City Chiefs treffen, muss man danach aber lange suchen. „Es spielt wahrscheinlich der kompletteste Kader gegen den besten Quarterback“, sagt Gerald Nassheuer, seit vielen Jahren Eagles-Fan und Mitgründer des „Philadelphia Eagles Fanclub Germany e.V.“.

Der Quarterback, von dem die Rede ist, ist Patrick Mahomes. Der Spielmacher der Chiefs ist ohne Frage der beste seines Fachs. Vor allem seine Verbindung zu Tight End Travis Kelce ist wichtig. Hier gilt es für die Eagles, keine Räume in der Zonenverteidigung anzubieten, „sonst eröffnen wir den Chiefs große Chancen“, sagt Nassheuer. Kelce hat ein Gespür dafür, wohin er sich bewegen muss und Mahomes bekommt die Bälle auf jede noch erdenkliche Weise zu seinem Mitspieler. Das ist für Nassheuer der X-Faktor im Ballbesitz von Kansas City: „Wenn wir es schaffen, Travis Kelce irgendwie zu bändigen, dann wird es schwierig für die Chiefs.“

Doch das schafft kaum jemand. Die Offensive der Chiefs ist allen anderen in der Liga meilenweit überlegen. Die Eagles haben zwar statistisch die beste Verteidigung der NFL entgegenzusetzen, doch gegen ein Kaliber wie dem der Chiefs haben sie noch nicht gespielt. Was aber auch zur Wahrheit gehört: Genauso hat Kansas City auch noch nicht gegen eine Defensive Line gespielt, wie die Eagles sie haben. Das sind die Spieler, die in vorderster Reihe stehen und unter anderem auf Quarterback-Jagd gehen. Dazu reichen die in der Regel vier Spieler der Defensive Line, „wir müssen nicht ‚blitzen’, wie man das gegen Mahomes auch niemals machen sollte“, sagt Nassheuer. Bei einem „Blitz“ wird ein fünfter Spieler geschickt, der den Quarterback unter Druck setzen soll. Das eröffnet natürlich Räume, die Mahomes und Kelce zu nutzen wissen. Bei Philadelphia ist das eben nicht so, es gibt genügend Spieler, um das Feld abzudecken, und trotzdem kann Mahomes unter Druck gesetzt werden. Es ist der Optimalfall.

Die Passempfänger der Chiefs neben Kelce sind zwar nicht schlecht, doch sie gehören auch nicht zur Spitze der Liga. Die Passverteidiger der Eagles dagegen schon. Sie sollten es schaffen, die Wide Receiver der Chiefs zu decken. Die Eagles haben also das Potenzial, um Kansas Citys Offensive zu bremsen.

Super Bowl: So kamen die Philadelphia Eagles ins NFL-Finale
10 Bilder

Der Weg der Philadelphia Eagles in den Super Bowl

10 Bilder
Foto: dpa/Matt Slocum

Und obwohl die Defensive die beste der Liga ist, ist das Prunkstück der Eagles auf der anderen Seite zu finden. Die Offensive Line ist „einfach so fantastisch gut“, lobt Nassheuer. „Es ist die beste Unit der NFL.“ Sie schützt Quarterback Jalen Hurts verlässlich, sodass der regelmäßig genug Zeit hat, um einen Pass an den Mann zu bringen. Zudem blockt sie im Laufspiel überragend, weswegen die Eagles in diesem Punkt das beste Team der Liga sind. Die Eagles attackieren dabei nicht nur mit Running Back Miles Sanders, Hurts läuft nicht selten auch selbst mit dem Ball. Kein Quarterback erzielte in dieser Saison mehr Touchdowns per Lauf als er (13).

2021 war das noch Hurts‘ großes Plus, weswegen er die Eagles in die Play-offs hievte. Zu dieser Saison hat er sich auch im Passspiel stark verbessert. „Er verteilt die Bälle viel mehr in dem Raum, wirft auch mal tiefe Bälle über die Mitte, das hat er vorher nie gemacht“, erklärt Nassheuer. Zudem mache Hurts viel weniger Fehler, weil er das Spiel besser lesen könne. „Hätte er so gespielt wie letzte Saison, hätten die Eagles nicht so einen Erfolg gehabt.“ Doch dadurch, dass Hurts nun per Lauf- und Passspiel so brandgefährlich ist, wird er einer mittelmäßigen Chiefs-Defense wehtun können. Die hat in der Passverteidigung zudem so ihre Verletzungsprobleme und generell spielen dort viele unerfahrene Spieler. Das dürfte auch A.J. Brown, einen der besten Receiver seines Fachs, Chancen geben, für viel Raumgewinn und Touchdowns zu sorgen.

NFL: Jalen Hurts - Der Quarterback der Philadelphia Eagles
11 Bilder

Das ist Eagles-Quarterback Jalen Hurts

11 Bilder
Foto: AP/Matt Slocum

Fraglich ist eigentlich nur, ob die Eagles wirklich so gut sind, oder ob es am Spielplan lag oder an Verletzungen beim Gegner, wie beim Super-Bowl-Einzug gegen die San Francisco 49ers. Es habe einen „faden Beigeschmack“, räumt Nassheuer ein, „aber was sollen wir machen? Wir haben halt trotzdem fast alles gewonnen.“ Und wenn die NFL Woche für Woche eines zeigt, ist es, dass kein Sieg selbstverständlich ist.

Dass aber genau diese Stimmen jetzt laut werden und die Eagles anzweifeln, gibt dem Team nur mehr Energie. „Wir werden das Spiel gewinnen, weil wir, so wie 2018, wieder nicht vollkommen ernst genommen werden“, sagt Nassheuer. Vor fünf Jahren waren die Eagles schon auf dem Weg in den Super Bowl gegen die New England Patriots und Tom Brady der Underdog, im Endspiel dann erst recht. Sie gewannen 41:33. Die Bilder der Spieler mit Hundemasken gingen um die Welt. Center Jason Kelce, heute immer noch im Team, hielt danach auf der Parade eine flammende Rede über Underdogs: „Wisst ihr, was ich den Leuten sage, die uns angezweifelt haben? All den Leuten, die uns abgeschrieben haben und jedem, der sagte, wir würden es nicht schaffen? F... euch!“

Ganz so eindeutig wie vor fünf Jahren ist es diesmal zwar nicht, aber die Eagles werden erneut als der Underdog gehandelt. „Das ist glaube ich etwas, dass die Philly-Fans, die Stadt und das Team unendlich antreibt“, sagt Nassheuer. „Der Underdog zu sein und nicht ernst genommen zu werden – genau das gibt die Motivation, um zu zeigen, dass man doch das beste Team in der NFL ist.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort