Sportbusiness-Kongress in Düsseldorf Beim SpoBis zeigt der Sport sein wahres Gesicht

Meinung | Düsseldorf · Für Traditionalisten und Romantiker ist der Sportbusiness-Kongress „SpoBis“ in Düsseldorf ein Graus. Dabei ist er ein Segen. Weil sich die Branche hier einmal nicht verstellt, sondern zugibt, dass sie den Fan heute vor allem als Ansammlung von Daten und den Sport vor allem als lohnendes Geschäftsfeld sieht.

 Die Hauptbühne des SpoBis.

Die Hauptbühne des SpoBis.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Eines muss man dem SpoBis lassen: Er versucht gar nicht erst, sich zu verstellen. Er versucht nicht, auf Romantik zu machen. Europas größter Sportbusiness-Kongress, der am Mittwoch und Donnerstag an der Düsseldorfer Messe stattfindet, stellt den Sport in seinen 80 Stunden Programm so dar, wie ihn die Branche heute vor allem behandelt: als lukratives Geschäftsmodell. Als Weg, Geld zu verdienen. Und Geld verdient man im Sport, wie anderswo heute auch, vor allem über Daten. Daten, die die Fans möglichst umfänglich abgeben sollen. „Der Fan als Milchkuh des digitalen Zeitalters“ – so heißt natürlich keiner der Workshops auf dem SpoBis, aber als gedachte Unterzeile steht er unter so manchem Workshoptitel. Insofern zeichnen die zwei Tage vielleicht das ehrlichste Bild des Sports, das verfügbar ist. Das ist so schwer verdaulich wie wohltuend. Weil die Branche hier in Düsseldorf einmal keine Märchen erzählt, die ihr eh immer weniger abnehmen.

Auf dem SpoBis geht es eben nicht um Fragen wie: Wie sichern wir auch in Zukunft Stehplätze? Sollte ein öffentliches Training pro Woche Pflicht sein in der Fußball-Bundesliga? Oder muss das neue Heim-Trikot wirklich mehr als 100 Euro kosten? Es geht stattdessen an vielen Stellen um die Frage, wie sich Athleten als Influencer vermarkten lassen. Es geht um eine möglichst individuelle Kommunikation mit dem Fan, weil der dann – so die Hoffnung – bereitwilliger Daten preisgibt, im Webshop des Vereins einkauft, über Social Media interagiert und so weitere Infos über sich preisgibt, die wiederum bares Geld wert sind. Es geht um die Digitalisierung des Stadionerlebnisses (da geht es übrigens um Sitzplätze), um Amazon als Absatzweg im Merchandising, um Vermarktungspotenziale, Markenaufbau und um Strategien, mit denen sich die „Fan Experience“ verbessern lässt.

Traditionalisten und Romantikern im Sport muss dieser Blick auf die Themen beim SpoBis den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Mindestens. Doch sie müssen auch dankbar sein, dass es den SpoBis gibt. Weil sie hier, zugegebenermaßen schmerzlich, lernen können, wie aussichtslos ihr Kampf um Romantik im Sport, um eine Rückbesinnung auf bessere Zeiten, auf Fanbelange ist. Viele der vermeintlichen Zugeständnis, die das Geschäft mit dem Sport seinen Fans in diesen Zeiten macht, sind unter dem Strich nicht mehr als Brotkrumen, die den aufmuckenden Anhänger fürs Erste ruhigstellen. Es sind Brotkrumen, die den Blick davon abwenden sollen, dass der Sport mit den Daten desselben Fans Torten backt und verkauft.

Das alles sollte man als Fan wissen. Und für sich entscheiden, was man daraus macht, dass einen die andere Seite längst nicht mehr nur als Fan sieht. Sondern vor allem als Kunden.

(klü)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort