Olympia 2016 Studie gibt Prothesenspringer Rehm neue Hoffnung

Berlin · In den Fall Rehm kommt Bewegung. Das vom Paralympics-Sieger erhoffte Gutachten soll nun endlich in Angriff genommen werden. Experten untersuchen, ob der Weltrekordler mit seiner Hightech-Prothese Wettkampfvorteile im Vergleich mit Nicht-Behinderten hat.

Markus Rehm springt in Nürnberg am weitesten
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Rehm springt in Nürnberg am weitesten

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Foto: dpa, shp fdt

Prothesen-Weitspringer Markus Rehm kann im Kampf um sein Olympia-Startrecht endlich mit der seit Jahren erhofften wissenschaftlichen Aufklärung rechnen. In Kürze sollen Daten gesammelt und ausgewertet werden, um Aufschluss darüber zu geben, ob der Paralympics-Sieger aus Leverkusen wegen seiner Unterschenkelprothese aus Karbon Wettkampfvorteile im Vergleich mit Leichtathleten ohne Handicap hat. Die internationale Untersuchung kündigten die Deutsche Sporthochschule Köln, der Deutsche Behindertensportverband und Rehm am Dienstag in einer gemeinsamen Pressemitteilung an.

Der 27-Jährige war am Montagabend als Gast bei der Laureus-Gala in Berlin — und am Dienstagvormittag schon wieder auf dem Sprung. Inzwischen läuft ihm die Zeit davon: Die Ergebnisse der Studie sollen Anfang Juni in Köln präsentiert werden, im August ist Olympia-Start in Rio de Janeiro. Olympische Spiele wären für Sportler mit Handicap "eine gute Plattform, um den Leuten zu zeigen, dass auch wir großartige Athleten sind", sagte Rehm der Deutschen Presse-Agentur. "Die Hoffnung bleibt nach wie vor", versicherte der Schützling von Trainerin Steffi Nerius. "Ich nehme das wirklich ernst und will ein Zeichen setzen."

Gut möglich, dass der unterschenkelamputierte Weitspringer in Rio sogar zweimal abhebt. Rehm hofft auf einen Doppelstart bei Olympia und den folgenden Paralympics. Die Crux: Der Orthopädiemechaniker- Meister muss selbst beweisen, dass er durch seine Hightech-Prothese keine Vorteile vor nicht gehandicapten Weitspringern hat. Rehm war 2012 in London Paralympics-Sieger und hält in seiner Startklasse T/F 44 auch den Weltrekord (8,40 Meter).

Wissenschaftler aus Köln, Japan und den USA erhoffen sich nun fundierte Erkenntnisse auch darüber, "ob der u.a. vom Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) unterstellte Vorteil vorliegt", heißt es in der Erklärung. Die IAAF hat kürzlich eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich an diesem Mittwoch in Monte Carlo zum ersten Mal trifft. Dem Gremium gehört auch Gerhard Janetzky an, im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) für Inklusion zuständig.

"Es kann keine Lex Rehm geben, sondern nur eine allgemeingültige Regel für alle durch eine Prothese gehandicapten Athleten", sagte der ehemalige ISTAF-Manager Janetzky am Dienstag der dpa. Eine endgültige Entscheidung will das IAAF-Council im Juni fällen.

(dpa)
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