Leichtathletik: Karin Ertl kann nun ihrer Leidenschaft frönen Nach dem Gewinn der Goldmedaille geht es zum Skifahren

Gent (dpa). Große Freude, große Erwartungen: Nach dem Gewinn des Fünfkampf-Titels bei den Hallen-Europameisterschaften in Gent kann Karin Ertl endlich wieder ihrer großen Leidenschaft frönen und Ski laufen. Denn für die Goldmedaille ließ die Leichtathletin ihre Latten einstauben.

"Früher war ich jeden Tag nach der Schule Ski fahren. Das hatte ich jetzt etwas zurückstecken müssen. Aber es wurde belohnt", freute sich die 25-jährige Allgäuerin über die Aussicht, im Trainingslager vom 6. bis 25. März in der Sierra Nevada (Spanien) wieder durch den Schnee zu rasen.

Durch den Verzicht war ihr bislang größter Erfolg am Freitagabend so auch ein Sieg der Vernunft - erst sich selbst bezwungen und dann die Konkurrenz. Von der ersten Disziplin an in Führung liegend landete die Dritte der Hallen-EM von 1998 einen Start-Ziel-Sieg.

Auf dem Weg zu der Jahresweltbestleistung von 4 671 Punkten gelangen der sympathischen Mehrkämpferin gleich vier persönliche Bestleistungen. Schon die 8,31 Sekunden über die 60 m Hürden hatten in ihr die Zuversicht auf Gold geweckt. "Danach hatte ich damit gerechnet, dass ich sehr weit nach vorn kommen kann", berichtete sie.

Den sehr guten 1,86 m im Hochsprung folgten dann allerdings zwei Zittereinlagen. Das Kugelstoßen lief in den ersten beiden Versuchen nicht wie gewünscht, ehe sich Karin Ertl auf 13,96 m steigerte. Und im anschließenden Weitsprung erlösten sie nach zwei ungültigen Durchgängen 6,24 m von der Angst einer Null-Punkte-Disziplin.

"Beim Zitter-Kugelstoßen und Zitter-Weitsprung habe ich die Nerven behalten", lobte sich die neue Titelträgerin selbst. Danach war sie motiviert genug, um sich im abschließenden 800-m-Lauf zur Bestleistung von 2:18,57 Minuten durchzukämpfen. "Ich wusste, wenn ich gescheit renne, ist es Gold. Die Chance hat man nicht alle Tage", meinte sie.

Mit Hilfe ihrer Krankengymnastin Dorothea Prodinger-Glöckl, die sie auch mental betreut, will Karin Ertl nun zur Nummer eins der deutschen Mehrkämpferinnen werden. "Im deutschen Fünfkampf bin ich die Nummer eins. Im Siebenkampf muss man abwarten", sagte sie zurückhaltend.

Immerhin rechnet sie mit Blick auf die Olympischen Spiele auch wieder mit Ex-Weltmeisterin Sabine Braun (Wattenscheid). Und zudem sieht sie sich derzeit noch mehr als Hallen-Spezialistin. "Die Halle ist meine Stärke, weil da das Speerwerfen wegfällt. Denn das ist meine Schwäche", gab sie zu.

(RPO Archiv)
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