Vor dem Köln-Marathon Sportpsychologe warnt vor Burnout durch Marathon

Köln · Wenn Hobbysportler den Körper durch falschen Ehrgeiz überfordern, riskieren sie auch seelische Gesundheitsschäden. Die mentale Höchstleistung bei einem Marathon wird oft unterschätzt. Am Sonntag müssen auch die Läufer des Köln-Marathons ihre Psyche im Griff haben.

 Zahlreiche Läufer starteten im Juni beim Berlin Marathon.

Zahlreiche Läufer starteten im Juni beim Berlin Marathon.

Foto: dpa/Soeren Stache

Dieser eine, lange Trainingslauf pro Woche ist der schlimmste. Das wissen zahlreiche Hobbyläufer und auch die mehr als 25.000 Teilnehmer, die sich etwa auf den Köln-Marathon am Sonntag vorbereitet haben. Gute Marathon-Trainingspläne sehen in der mehrwöchigen Vorbereitungszeit auf die 42,195 Kilometer lange Distanz diese Einheit vor: rund 30 Kilometer, in quälend ruhigem Tempo. Meist ist der Läufer allein, mit den Gedanken bei sich. „Lange Läufe mit niedriger Intensität sind mentale Härtetests, genau wie ein Marathon selbst. Doch sie sind auch befriedigend und stärkend“, sagt Tobias Freyer, Ärztlicher Direktor der Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad.

Bei der Vorbereitung auf einen Marathon gilt es jedoch einiges mehr zu beachten, als nur nach einem vorgegebenen Plan zu trainieren. „Wer den Körper durch falschen Ehrgeiz dauerhaft überfordert, riskiert auch Schäden für die seelische Gesundheit“, sagt Freyer. „Die Balance zwischen Belastung und Regeneration ist essentiell.“ Vor allem Marathons haben seit Jahren eine Sogwirkung auf ambitionierte Sportler. Rund 200 Läufe in deutschen Städten stehen mittlerweile im Laufkalender. Der Event-Charakter nimmt zu. Und damit die Gefahr, dass die mentale und körperliche Höchstleistung, derer es vor und während eines Rennens bedarf, fahrlässig unterschätzt wird.

„Häufige Fehler beim Lauftraining sind eine zu rasche Umfangssteigerung, ein zu intensives Training und fehlende Erholungspausen“, warnt der Sportpsychiater. Er behandle mehr und mehr Patienten, die nicht nur den psychischen, sondern auch den „körperlichen Burnout“ erleiden. Oft sei Übertraining eine Ursache für den Leistungsabfall von Körper und Geist.

Typische Übertrainingssymptome sind laut Freyer ein gestörter Schlaf, Appetitlosigkeit, Dauergereiztheit, wiederkehrende Infekte oder Schmerzen in Muskeln und Gelenken. „Irgendwann stellt sich bei den Betroffenen ein dauerhafter Erschöpfungszustand ein.“ Freyer rät Läufern, ihr Training an private Umstände anzupassen, bei Trainingsrückstand zu hinterfragen, ob Stress im Alltag mit dem Training vereinbar sei. „Menschen, die einen Vollzeitjob, einen Partner oder eine Familie haben und zusätzlich an der Belastungsgrenze trainieren – das kann auf Dauer nicht gut gehen“, sagt Freyer, der selbst Leichtathlet war. Wer einen Marathon finishen will, der brauche auch eine starke Psyche – insbesondere auf den letzten zehn Kilometern. Für ein gesundes Training rät er zu 60- bis 90-minütigen Einheiten, dreimal pro Woche, die langsam intensiviert werden.

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