Reifen-Poker in Suzuka Ferrari verzockt sich im Qualifying

Suzuka · Ferrari hat beim Qualifying zum Großen Preis von Japan auf die falsche Reifenstrategie gesetzt. Im Regen hatte Sebastian Vettel am Ende keine Chance, WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton die Pole Position streitig zu machen.

Formel 1 - Großer Preis von Japan: das Qualifying
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Großer Preis von Japan: das Qualifying

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Foto: REUTERS/TORU HANAI

Ferrari dilettantisch, Mercedes überragend: Sebastian Vettel hat nach einer abenteuerlichen Reifenstrategie seines Teams im Qualifying zum Großen Preis von Japan wohl frühzeitig alle Chancen auf den dringend benötigten Sieg in Suzuka verspielt. Während WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton zur Pole Position vor seinem Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas (Finnland) raste, verpokerte sich Ferrari völlig bei der Reifenwahl im Q3. Vettel startet deswegen nur von Rang acht - der rote Teppich für Hamilton zum Gewinn seiner fünften Weltmeisterschaft ist ausgerollt.

Formel 1 2018: Großer Preis von Japan 2018 - das freie Training
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Foto: AP/Ng Han Guan

"Im Nachhinein und von außen ist es immer einfach zu sagen, dass das falsch war. Wir sind davon ausgegangen, dass die Strecke nass ist", sagte Vettel am RTL-Mikrofon: "Hätte der Regen etwas früher eingesetzt, dann stünden wir da wie die Helden."

Weiter nahm der viermalige Weltmeister explizit eine Mitschuld auf sich: "Wir haben die Entscheidung gemeinsam getroffen, ich habe zugestimmt." Im Rennen werde es nun "schwer, aber nicht unmöglich". Auch wenn Vettel wegen einer nachträglichen Platzstrafe gegen den Franzosen Esteban Ocon (Racing Point Force India) von Rang neun auf acht vorrückte, macht die Statistik wenig Mut: Bei jedem seiner 52 Formel-1-Siege startete Vettel in den Top drei, 25 der 29 Suzuka-Sieger gingen aus der ersten Reihe in den Grand Prix.

Der Heppenheimer, der vor dem fünftletzten Saisonrennen (Sonntag, 7.10 Uhr MESZ/RTL) satte 50 WM-Punkte hinter dem Briten Hamilton liegt, wurde zum Opfer einer katastrophalen Entscheidung des Ferrari-Kommandostandes: Der schickte Vettel und auch den letztlich viertplatzierten Kimi Räikkönen (Finnland) mit Intermediate-Reifen auf eine so gut wie trockene Strecke.

"Es ist ziemlich trocken. Ich komme direkt wieder rein", funkte Vettel schon nach wenigen Kurven. Während die Konkurrenz parallel mit Trockenreifen Top-Zeiten fuhr, verschenkten die Scuderia-Piloten wertvolle Minuten. Als die roten Renner dann endlich Trockenpneus aufgezogen hatten, begann es tatsächlich zu regnen. Vettel schwamm nur so über seine erklärte Lieblingsstrecke, während Hamilton im Gefühl der sicheren Pole frühzeitig sein Tagwerk beenden konnte.

"Wir haben die richtige Entscheidung als Team getroffen, wie man am Ergebnis sieht. Aber ich wusste vorher auch nicht, ob es trocken genug war. Toll, dass es so gut geklappt hat", freute sich Hamilton über die 80. Pole Position seiner Formel-1-Karriere und die achte der Saison.

Auch für den zweiten Deutschen lief es am Samstag schlecht. Nico Hülkenberg (Emmerich) musste sich mit dem unbefriedigenden 16. Startplatz begnügen, nachdem er im Abschlusstraining mit seinem Renault böse abgeflogen war.

Für Positivschlagzeilen sorgten andere: Beim Honda-Heimspiel schafften es die beiden Toro Rosso in die Top Ten. Mit einer neuen Ausbaustufe des japanischen Motors, der auf einen Schlag 40 PS mehr Leistung haben soll, holte sich der Neuseeländer Brendon Hartley den sechsten Platz, der Franzose Pierre Gasly startet direkt dahinter von Rang sieben.

Die Strecke war zu Beginn des Qualifyings ein wenig nass. Vettel drehte sich in der Haarnadelkurve, Sekunden später verlor der Schwede Marcus Ericsson die Kontrolle über seinen Sauber und landete in der Mauer.

Im zweiten Abschnitt legten die Mercedes ihre Karten offen: Mit einer härteren Reifenmischung als die beiden Ferrari-Piloten fuhren Hamilton und Bottas bei trockenen Bedingungen ihre Bestzeiten im Q2. Kurz darauf setzte erneuter Regen ein. Allerdings war dieser nicht so stark wie Ferrari vermutete - die Scuderia bezahlte diesen Fehler teuer.

Mit dem Wetter in Suzuka hatte die Formel 1 aber unter dem Strich Glück im Unglück: Taifun "Kong Rey", der zunächst auf den Südinseln Nippons gewütet hatte, drehte Richtung koreanische Halbinsel ab. Die Strecke war zu jeder Zeit gut befahrbar. Für das Rennen am Sonntag werden stabile Bedingungen bei Sonnenschein und Temperaturen um 30 Grad erwartet.

(rent/sid)
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