Dimension weiter unklar Schwarzmarkt-Tickets: Fifa tappt im Dunkeln

Rio de Janeiro · Die Fifa hat 141 Schwarzmarkt-Karten zurückverfolgen können. Über die komplette Dimension des Falls und viele Details herrscht dagegen weiter Rätselraten.

WM 2014: Die Stadien in Brasilien
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Foto: afp, GUALTER NAVES

Der Skandal um den Verkauf von Schwarzmarkt-Tickets während der Weltmeisterschaft in Brasilien bleibt verworren. Am Samstag gab die Fifa zwar erstmals detaillierte Informationen preis, viele Fragen sind allerdings weiter unbeantwortet.

Marketing-Direktor Thierry Weil legte bei einer Pressekonferenz offen, dass der Weltverband in Zusammenarbeit mit der Polizei von Rio de Janeiro insgesamt 141 Karten untersucht und zum ersten Abnehmer zurückverfolgt hat. Dabei handelt es sich um 131 für die WM 2014, sechs für die WM 2010 in Südafrika und 4 für den Confed Cup 2013 in Brasilien.

Von den WM-Tickets für Spiele in Brasilien gehören 70 zum Hospitality-Bereich, 60 zum normalen Kartenkontingent für Fans und eins dem Kontingent des brasilianischen Verbandes CBF an. Das sind allerdings ausschließlich die Tickets, die nicht verkauft wurden — die komplette Dimension des Skandals bleibt unklar.

Durch das Scanning der Karten kann mittels der Nummer der erste Käufer herausgefunden werden. Weil: "Auf den meisten ist sogar der Name, aber bei Hospitality-Tickets nur der Name der Organisation angegeben." Bei diesen Firmen, die meisten Tickets wurden an zwei Fifa-Partner in Russland und Nigeria verkauft, müsse man klären, ob einzelne Mitarbeiter die Verantwortung tragen oder das ganze Unternehmen. Zweiteres würde das Aus als Fifa-Partner bedeuten.

Offenbar tappt der Verband bei einigen Fragen selbst im Dunkeln, viele von der Polizei verbreitete Informationen der anwesenden Journalisten waren für Weil neu, immer wieder musste er darauf verweisen, nicht mehr zu wissen. Es wird immer klarer, dass die Behörden Mitglieder des Weltverbands verdächtigen, ihm deswegen keine vertraulichen Informationen zukommen lassen wollen — die Polizei traut der Fifa offensichtlich nicht über den Weg.

50.000 Telefongespräche

Zudem kursieren deutlich unterschiedliche Details: Zu der in den Medien nach Polizei-Informationen veröffentlichten Anzahl von 50.000 Telefongesprächen, die im Zusammenhang mit der "Operation Jules Rimet" abgehört worden seien, sagte Weil: "Uns hat uns die Polizei von 900 Telefongesprächen berichtet, nicht von 50.000." Trotzdem will er "die Polizei und andere Autoritäten voll unterstützen".

Gleichzeitig äußerte sich Weil aber fast ironisch zur Vorgehensweise der Behörden. "Uns hat sie gesagt, es gebe im Copacabana-Hotel einen 'Roger', der Tickets weitergeben würde. Genau diese Person wurde aber bereits vor zehn Tagen verhaftet", sagte der Schweizer: "Vielleicht sind das verschiedene Behörden bei der Polizei?" Staatsanwalt Marcos Kac kommentierte diese Aussagen am Nachmittag bereits: "Was soll ich sagen? Wer zuletzt lacht, lacht am besten."

Nicht Teil der Polizei-Ermittlung ist laut Weil Humberto Mario Grondona, der Sohn des Senior Vize-Präsidenten der Fifa, Julio Grondona (Argentinien). "Die Tickets, die wir gescannt haben, hatten seinen Namen nicht, die waren von keinem Fifa-Offiziellen. Er ist nicht Teil der Untersuchung", betonte der Direktor: "Soweit ich weiß, ist kein Fifa-Mitarbeiter von der Polizei verhört worden."

Mit dem Grondona-Sohn wurde seitens der Fifa allerdings gesprochen, als sein Name aufgetaucht sei, "das ist doch klar". Es gebe zwei Versionen, so Weil: "Die Karten wurden verkauft oder verteilt. Verschenken wäre kein Problem, man darf auch den regulären Preis verlangen. Nur nicht deutlich mehr."

Klar ist nur: Das Thema wird die Fifa noch einige Zeit beschäftigen.

(sid)
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