Odonkor und Co. Das sind die WM-Eintagsfliegen

Düsseldorf (RPO). Erinnern Sie sich an David Odonkor? Stimmt, da war ja mal was, es muss 2006 gewesen sein. In Dortmund. Ein Spurt, eine Flanke, dann ein Tor von Oliver Neuville gegen Polen - 1:0, Riesenstimmung. Aber, ganz ehrlich, viel kam danach nicht mehr.

WM 2010: die Bilanz der Talente
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David Odonkor, eine klassische Eintagsfliege der WM-Geschichte. Wie Salvatore "Toto" Schillaci, wie Ahn Jung-Hwan, Oleg Salenko. Sie tanzten nur einen Sommer, sie sind die "One-Hit-Wonder" des Fußballs.

Vier Jahre ist es her, dass Odonkor aus dem Nichts in die Hitparade stürmte. Bereits seine Nominierung für die WM 2006 war eine Sensation. Jürgen Klinsmann wechselte den damals 22-Jährigen dann in Dortmund ein, gab seiner Philosophie als Bundestrainer ein Gesicht und einen Namen. Und Odonkor? Den kannten plötzlich Gott und die Welt.

"Klinsmann sagte mir, ich solle Spaß haben und mein Spiel machen", sagte Odonkor, den vor dem Turnier im eigenen Land nicht einmal die Experten auf der Rechnung hatten. Spaß hatte er: Seine Vorlage auf Neuville versetzte ganz Deutschland in den ersten kollektiven Freudentaumel, es war so etwas wie das erste Kapitel des Sommermärchens. Dem kometenhaften Aufstieg folgte die harte Landung in der Realität.

Als die Eintagsfliege flügge wurde, begannen die Probleme. Nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund zu Betis Sevilla nach der WM 2006 wurde es ruhig um Odonkor. Die erneute Nominierung für die EM 2008 unter Bundestrainer Joachim Löw geriet zur Farce: Gegen Kroatien zog Löw die "Geheimwaffe" schon zur Pause. Am Ende versuchte sich der WM-Held von 2006 erfolglos als rechter Verteidiger und verkam zum EM-Touristen.

Doch der 16-malige Nationalspieler gibt sich weiterhin kämpferisch: "Es ist so, wie es ist. Man muss das Beste daraus machen und darf sich nicht ärgern." Von seinem persönlichen Sommermärchen "bleiben die Stimmung und die Fans in Erinnerung, Spiele wie gegen Polen oder Argentinien und der Zusammenhalt der Mannschaft."

Ähnlich geht es dem Italiener Schillaci, der als Paradebeispiel für die WM-Eintagsfliege herhalten muss. Auch Schillacis Aufstieg fand bei der WM 1990 im eigenen Land statt. Wie bei Odonkor war im Halbfinale Endstation - und dann ging es auf Irrwege.

Doch was dem Sizilianer bleibt, sind die Erinnerungen an ein Spektakel, dem er als Torschützenkönig mit sechs Treffern seinen Stempel aufdrückte: "Die WM-Erfahrung war unglaublich und einzigartig. Noch heute erinnern sich die Menschen an mich. Es fühlt sich an wie gestern, es waren wirklich magische Nächte." Es blieben die einzigen.

Der Südkoreaner Ahn-Jung Hwan brachte mit seinem Durchbruch gleich ein ganzes Land gegen sich auf. Der "Beckham Koreas" warf Italien im Achtelfinale aus dem WM-Turnier 2002, wurde durch sein "Golden Goal" zum 2:1 zum Helden in seiner Heimat, hatte beim AC Perugia aber dadurch keine Zukunft mehr. Fortan tingelte Ahn durch zweitklassige Absteigen der Fußball-Welt, er ist aber mit 34 Jahren in Südafrika zum dritten Mal bei einer WM dabei. Einsätze: null.

In der Versenkung verschwunden ist auch Oleg Salenko, der 1994 WM-Geschichte schrieb. Fünf Tore im letzten Gruppenspiel gegen Kamerun (6:1) sicherten ihm einen Eintrag in die Geschichtsbücher und gemeinsam mit dem Bulgaren Christo Stojtschkow den Goldenen Schuh. Diesen will er nun verkaufen, für 500.000 Euro.

Auch Fabio Grosso ward seit seinem Tor für Italien im WM-Halbfinale 2006 gegen Deutschland - in Dortmund! - nicht mehr gesehen.

(SID/born)
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