Philipp Lahm beschwichtigt "Kein Problem, wenn Michael Kapitän ist"

Durban/Pretoria (RPO). Philipp Lahm hatte vor dem WM-Halbfinale Michael Ballack offen den Kampf angesagt und für reichlich Wirbel gesorgt - doch nach dem 0:1 gegen Spanien war der WM-Kapitän erst einmal bemüht, die Wogen wieder einigermaßen zu glätten.

Philipp Lahm – Top-Außenverteidiger, Musterschüler, Weltmeister-Kapitän
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Das ist Philipp Lahm

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"Das ist kein Angriff gegen Michael Ballack gewesen, und es ist auch kein Machtkampf. Die Macht liegt allein beim Trainer", sagte der 26-Jährige etwas kleinlauter als in den Tagen zuvor und ergänzte beschwichtigend: "Wenn Michael wieder Kapitän wird, dann habe ich damit kein Problem. Dann werde ich versuchen, weiter Verantwortung zu übernehmen. Mein Verhältnis zu Michael wird so bleiben wie bisher."

Dennoch unterstrich der Verteidiger von Bayern München am Donnerstag einmal mehr seine Ambitionen auf das Kapitänsamt. "Das ist doch klar, dass man sein Amt behalten will, wenn man Spaß an so einer Aufgabe hat."

Er werde aber deshalb nicht von sich aus zum Bundestrainer gehen "und die Binde zurückgeben. Das ist doch klar, dass man sein Amt behalten will, wenn man Spaß an so einer Aufgabe hat. Und ich habe Spaß daran, die Mannschaft zu führen. Es wäre doch schlimmer, wenn ich sagen würde, ich hätte keinen Spaß. Es ist eine Ehre für mich, Kapitän zu sein", meinte Lahm am Donnerstag.

Auf die Frage, ob die DFB-Auswahl auch künftig den 33 Jahre alten Ballack brauchen würde, wich der WM-Kapitän erneut aus. "Ich kann das nicht seriös mit ja oder nein beantworten. Das ist alleine die Entscheidung des Bundestrainers. Michael ist ein hervorragender Fußballer, mehr möchte ich dazu nicht sagen."

Dies tat dafür Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger, der sich nach der Niederlage von Durban sogar überraschend deutlich für eine Rückkehr des bei der WM verletzten Ballack stark machte. "Michael ist sehr wichtig für uns. Ich bin der Meinung, dass er uns mit seiner Erfahrung weiterbringen kann", meinte der Münchner, der in Südafrika in Abwesenheit des etatmäßigen Kapitäns im Mittelfeld die Chefrolle übernommen hatte.

Bayer Leverkusens Neuzugang Ballack lässt die "Revolte" offenbar kalt, zumindest nach außen. "Ich will mich zu diesem Thema nicht äußern", sagte der 33-Jährige bereits vor dem Spanien-Spiel. Für den 98-maligen Nationalspieler ist klar, dass er nach der WM in Südafrika weiter Kapitän der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bleibt.

Auch Teammanager Oliver Bierhoff hatte bereits erklärt, "dass Philipp unser WM-Kapitän und Michael unser Kapitän ist. Ich gehe davon aus, dass Michael nach seiner Rückkehr wieder Kapitän ist. Das wurde auch vom Mannschaftsrat so besprochen".

Bundestrainer Joachim Löw wollte sich dagegen nicht klar positionieren. Natürlich mache es Lahm Spaß, "Verantwortung zu übernehmen, und natürlich würde er sie gerne auch weiter übernehmen. Jeder kann hier seine Meinung sagen, und das ist die Meinung von Philipp", sagte er, stellte aber auch klar: "Natürlich weiß Philipp, dass der Trainer diese Entscheidung übernehmen wird, und das wird nach der WM geschehen."

Der Machtkampf Lahm gegen Ballack könnte nach der WM durchaus interessant werden. Beim ersten Länderspiel in Dänemark (11. August) stellt sich die Kapitänsfrage noch nicht, da Ballack bis dahin seine Fußverletzung noch nicht auskuriert haben dürfte. Erst beim Doppelspieltag Anfang September müsste der Bundestrainer eine Entscheidung treffen.

Der Verteidiger, der im vergangenen Jahr schon unbedingt Bayern-Kapitän werden wollte, war für die Meuterei gegen Ballack vor allem von Bierhoff gerüffelt worden: "Der Zeitpunkt ist nicht so glücklich. In der wichtigsten Woche der WM müssen die sportlichen Dinge im Vordergrund stehen."

Auch der frühere DFB-Spielführer Oliver Kahn hält die Äußerungen für "mehr als fragwürdig. Das hat Lahm doch gar nicht nötig, das entspricht auch nicht den Werten, die er für sich selbst reklamiert. Damit hätte man gut bis nach der WM warten können".

(SID/born)
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