"Rekord-Sünder" Emmerling denkt an Abschied MSV-Libero macht sich Gedanken, ob es noch Spaß macht

Duisburg (sid). Stefan Emmerling ist auf Rekordjagd. Seit dem vergangenen Wochenende stehen für den Libero des MSV Duisburg sechs Platzverweise in der Statistik. Damit hat "Emma" in der Sünderliste zu den führenden Stefan Effenberg, Thomas Rath, Thomas Berthold, Bernhard Trares, Torsten Kracht und Torsten Wohlert aufgeschlossen. Die nächste Rote Karte könnte den 34-Jährigen zur alleinigen Nummer eins in der Geschichte der Fußball-Bundesliga machen.

"Wenn ich noch ein paar Jahre weiterspiele, muss man damit rechnen", sieht Emmerling die Situation ganz nüchtern. "Seitdem die Schiedsrichter kleinlicher pfeifen, ist es für uns Abwehrspieler sicher nicht einfacher geworden. Aber ich denke, mit sechs Platzverweisen in 13 Profijahren kann ich noch ganz gut leben."

Offen ist allerdings, ob Emmerlings Zukunft weiterhin in der Bundesliga liegt, nicht nur, weil seine "Zebras" nach der letzten Heimniederlage gegen den Mitkonkurrenten Eintracht Frankfurt (2:3) in akuter Abstiegsgefahr schweben. "Wenn man die Stimmung hier auf den Rängen sieht, macht man sich schon Gedanken, ob es noch Spaß macht, hier weiterzuspielen. Vielleicht wäre es besser, den Verein zu verlassen", sinniert Emmerling, dessen Vertrag im Sommer ausläuft.

Denn der Abwehrspieler mit den kurz geschorenen Haaren ist bei den Fans zum "Lieblings-Sündenbock" geworden. Seit dem UI-Cup-Halbfinale gegen den SC Montpellier im vorigen Sommer, als Emmerling beim 1:1 den entscheidenden Gegentreffer verursachte, ist er in Ungnade gefallen. In den letzten Heimspielen wurde er schon bei Nennung der Mannschaftsaufstellung ausgepfiffen.

Rückendeckung durch den Trainer "In solch einer Situation ist man natürlich nicht so frei. Das geht ja nicht erst seit der vorigen Woche so, sondern es zieht sich schon über eine längere Zeit", meint Emmerling, der sich aber der Rückendeckung durch seinen Trainer sicher sein kann. "Friedhelm Funkel hatte schon deutlich angesprochen, dass er Pfiffe gegen eigene Spieler überhaupt nicht verstehen kann", sagt Emmerling.

Das angespannte Verhältnis als Entschuldigung für Fehler auf dem Platz will der frühere Wattenscheider und Hannoveraner, der seit 1995 beim MSV spielt und es bislang auf 242 Bundesliga-Spiele (acht Tore) brachte, aber nicht gelten lassen. "Das darf keine Ausrede sein, ich bin alt genug, um damit fertigzuwerden", erklärt er.

Fehlende Selbstkritik kann man Emmerling nicht vorwerfen. "Wenn man schon mit Gelb vorbelastet ist, darf man kurz vor der Halbzeit nicht so ein Risiko eingehen. Aber hinterher ist man immer schlauer", beschreibt er seinen Patzer gegen Frankfurt, den Trainer Friedhelm Funkel als "dumm und überflüssig" bezeichnet hatte. Durch Emmerlings Gelb-Rote Karte war die Duisburger Überzahl gegen die Eintracht schon nach wenigen Minuten wieder dahin.

Bei den Mannschaftskameraden hat sich Emmerling nach dem Spiel sofort entschuldigt. "Und ich weiß um den Charakter dieser Mannschaft, dass wir uns nicht aufgeben werden", sagt der 34-Jährige, dessen Platz am Samstag bei Bayern München wohl wieder Martin Schneider einnehmen wird. Ob "Emma" danach seinen Platz zurückbekommt, will Funkel "in Ruhe überlegen".

Ein erstes Gespräch über seine Zukunft hat es mit dem Verein bereits gegeben. "Wir wollen uns Anfang März weiter unterhalten", sagt Emmerling. Wenn er bis Saisonende noch auf 20 Spiele von Beginn an käme (derzeit zehn), würde sich sein Vertrag automatisch verlängern. Aber vielleicht will "Emma" das gar nicht mehr.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort