Fortuna-Fan Jörg Sondermann Einer, der (fast) alle Aufstiege erlebt hat

Düsseldorf · Die Aufstiege in den Jahren 1966, 1971, 1989, 1995 und 2012 erlebte Jörg Sondermann alle live im Stadion. Im Jahr 1966 gelang den Düsseldorfern durch ein 5:1 bei Kickers Offenbach erstmals der Sprung in die Erste Liga.

 "Ich gehöre zu den etwas ruhigeren Fans", sagt Jörg Sondermann.

"Ich gehöre zu den etwas ruhigeren Fans", sagt Jörg Sondermann.

Foto: Anne Orthen

Jörg Sondermann hat die Aufstiege von Fortuna alle im Stadion erlebt. Das heißt, fast alle. Denn in diesem Jahr war er erstmals nicht vor Ort, als die Fußballer mit 2:1 in Dresden gewannen und damit den sechsten Einzug ins Fußball-Oberhaus perfekt machten. Die Aufstiege in den Jahren 1966, 1971, 1989, 1995 und 2012 erlebte er alle in den Stadien. "Dieses Mal hat es einfach nicht gepasst", sagt der 63-Jährige, dem die Leidenschaft für die Rot-Weißen in die Wiege gelegt wurde. An einem Fernseher in einer Altstadt-Kneipe erlebte er den jüngsten Triumph und den Siegtreffer von Rouwen Hennings in der Schlussminute. "Dieser Treffer war eine Explosion der Freude, so wie damals das Beister-Tor in der Relegation gegen Hertha."

Jörg Sondermann wuchs in Lohausen auf, die Leidenschaft für Fortuna wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater Fritz nahm ihn schon als Dreijährigen regelmäßig mit zu den Fortuna-Spielen. Erinnern kann er sich an einige Partien Anfang der 60er-Jahre, als die Düsseldorfer die direkte Qualifikation für die frisch gegründete Bundesliga verpassten. 1966 war es dann aber so weit: Die Düsseldorfer schafften durch einen 5:1-Sieg bei Kickers Offenbach erstmals den Sprung in die erste Bundesliga.

Jörg Sondermann war als Elfjähriger dabei, als Fortuna in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga am 26. Juni 1966 im Fernduell mit dem punktgleichen FK Pirmasens in Offenbach unbedingt einen Sieg benötigte. An die Partie und die Fahrt zum Bieberer Berg kann er sich noch gut erinnern. "Das waren sehr einprägsame Ereignisse. Wir sind zu fünft in einem klapprigen Wagen zum Spiel gefahren. Auf der Autobahn waren fast ausschließlich Autos aus Düsseldorf unterwegs. Wir haben die ganze Zeit ,Peter Meyer, ey, ey, ey ey!' gebrüllt. Das war unser Aufstiegsheld." Peter Meyer mit zwei Treffern sowie Waldemar "Waldi" Gerhardt, Werner Biskup und Jürgen Schult schossen die Tore. "Nach dem Spiel hat der Offenbacher Spielführer seine Schuhe voller Wut direkt vor uns in die Ecke gefeuert. Gleich neben uns stand eine Frau, die hielt ein Plakat in die Höhe, auf dem stand ,Waldi macht Offenbach nass'. Nach dem Schlusspfiff sind viele aufs Spielfeld gestürmt." Jörg Sondermann blieb lieber auf der Tribüne.

"Ich gehöre zu den etwas ruhigeren Fans", sagt er. Fortuna stieg nach nur einem Jahr wieder ab. Aber schon 1971 glückte der zweite Aufstieg, den Jörg Sondermann ebenfalls live erlebte. Gut erinnern kann er sich noch an den 2:0-Triumph in der Aufstiegsrunde beim 1. FC Nürnberg vor 70.000 Besuchern. "Mein Vater hatte mir verboten, mit dem Zug zu fahren. Ich habe es dennoch gemacht, weil es keine andere Möglichkeit gab, nach Nürnberg zu kommen."

Auch das 2:2 bei Borussia Neunkirchen ist ihm noch präsent. "In Neunkirchens Mannschaft spielte damals noch Gerd Zewe. Der hat so gut gespielt, dass die Fortuna ihn sofort verpflichtet hat. Er ist meiner Meinung nach, der beste Fortuna-Spieler aller Zeiten." Nach diesem zweiten Aufstieg hielt sich Fortuna bis 1987 im Oberhaus. In die Zeit der Erstklassigkeit fielen die Pokaltriumphe 1979 und 1980 sowie das Europacupfinale gegen den FC Barcelona, das 1979 in Basel mit 3:4 nach Verlängerung verloren ging.

"Nach Basel bin ich mit meinem Vater und meinem Bruder Sven mit dem Zug gereist. Am nächsten Morgen musste ich arbeiten und vom Hauptbahnhof aus sofort zur Arbeitsstelle fahren." Jörg Sondermann hat die Aufstiege alle noch bestens in Erinnerung: "1989 sind wir durch ein 4:1 über Meppen aufgestiegen. Zweimal Sven Demandt, Carlo Werner und Michael Preetz haben die Tore gemacht. Im Rheinstadion waren nur knapp 20.000 Zuschauer. Fünf Minuten vor dem Spielende gab es einen Platzsturm. Das wurde damals noch nicht so medial aufgebauscht."

Selbstverständlich war er auch 1995 Augenzeuge, als Vlatko Glavas vor 6000 Fortunen die beiden Treffer zum 2:0-Erfolg beim Chemnitzer FC erzielte. 2012 war er mit seiner Tochter bei den Relegationsspielen gegen Hertha BSC. "Das war sehr emotional. Da hatte ich Tränen der Rührung in den Augen, als der Aufstieg perfekt war." Und am Sonntag nun das Spiel gegen Holstein Kiel. "Das werde ich genießen. Auch dieser Aufstieg ist pure Freude", sagt er.

(RP)
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