Seit über eineinhalb Jahren So erklären Fortunas Ultras ihre Arena-Abstinenz

Düsseldorf · Seit der Eskalation der Corona-Pandemie und den ersten Geisterspielen sind Fortunas Ultras nicht mehr in die Stadien der Zweiten Liga zurückgekehrt. Im Rahmen des Heimspiels gegen Heidenheim haben sie sich über ihre weiteren Pläne geäußert. Welche das sind.

 Die Fortuna-Ultras bei einem Spiel in Bremen.

Die Fortuna-Ultras bei einem Spiel in Bremen.

Foto: Falk Janning

Im Rückblick wirkt dieses Fußballspiel fast wie aus einem früheren Leben. Am 8. März 2020 fand es statt, in der Mainzer  Arena. 21.409 Zuschauer waren dabei, als Kenan Karaman für Fortuna in der 85. Minute die Führung der Gastgeber durch Levin Öztunali zum 1:1-Endstand ausglich. Zur noch besseren zeitlichen Einordnung: Fünf Tage vor dem Mainz-Gastspiel hatte Fortuna im Stadion von Völklingen das Pokal-Desaster gegen den damaligen Viertligisten 1. FC Saarbrücken erlebt, die Riesenchance auf das Erreichen des Halbfinales verschenkt.

Unter den Besuchern bei diesen beiden Partien waren auch die Düsseldorfer Ultras – zum bis heute letzten Mal als geschlossene Gruppe. Kurz nach dem Spiel in Mainz eskalierte in Deutschland die Corona-Pandemie, die für den 13. März 2020 angesetzte nächste Fortuna-Begegnung mit dem SC Paderborn wurde abgesagt. Als es am 16. Mai in der Bundesliga weiterging, durften keine Zuschauer mehr dabeisein: Die Zeit der Geisterspiele hatte begonnen.

Die Ultras verhielten sich in dieser Phase absolut vorbildlich, setzten sich in der Düsseldorfer Fanszene massiv dafür ein, dass niemand trotz Verbots zur Arena fahren sollte, um dort gegen die Geisterspiele zu demonstrieren oder gar Unruhe zu stiften. Allerdings machten sie auch frühzeitig klar, dass sie erst dann wieder in die Stadien zurückkehren wollten, wenn wirklich jeder Interessierte wieder kommen dürfe.

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Von 3G-, 2G- oder 2G+-Regeln sprach damals noch niemand, sie gehörten noch nicht zum allgemeinen Sprachschatz. Für das weitere Vorgehen der Ultras sind sie jedoch sehr wichtig: Als Gruppe unterstützen sie zwar klar das Impfprogramm – Einschränkungen beim Stadionbesuch tragen sie jedoch im Grunde nicht mit.

Im Rahmen von Fortunas Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim am Freitag (0:1) äußerten sich die Ultras nach längerer Zeit einmal wieder öffentlich. An vielen Stellen der Arena hatten sie Plakate mit einem Statement aufgehängt – Überschrift: Zur aktuellen Lage. Darin heißt es unter anderem, dass die Ultras „schweren Herzens dem Stadion weiterhin fernbleiben werden, und dass dieses Fernbleiben keineswegs als Boykott gegen den Verein beziehungsweise die Mannschaft zu verstehen ist“.

Die Gründe dafür seien vielschichtig. Lange Zeit seien „elementare Voraussetzungen für eine Rückkehr in die Kurve“ nicht erfüllt gewesen: Personalisierte Tickets und „undurchsichtige Bedingungen“ für Gästefans seien mit der Ultra-Idee nicht vereinbar. „Eben jene Maßnahmen konterkarieren unsere Vorstellung von einer bunten, lauten und lebendigen Fankultur“, heißt es auf dem Plakat.

In den vergangenen Wochen hätten die Ultras nun immer wieder Kontakt mit Fortuna gehabt, um nach einer Lösung zu suchen – nun sei allerdings die erneute Verschärfung der Corona-Lage dazwischengekommen. „Die sogenannte vierte Welle sorgt für hohe Fallzahlen und leider auch wieder vollere Intensivstationen“, schreibt die Fangruppierung. Sie hätte sich von Beginn der Pandemie an eine gewisse soziale Verantwortung auf die Fahne geschrieben, der sie auch jetzt gerecht werden wolle. „Eine Rückkehr genau zu diesem Zeitpunkt würde einfach nicht das richtige Signal darstellen und wäre zum Teil widersprüchlich zu eben dieser Verantwortung.“

Am Ende des Schreibens heißt es, dass die Ultras hofften, bald wieder unter akzeptablen Voraussetzungen in der Kurve zu stehen „und unserer Fortuna in dieser schwierigen Zeit beistehen zu können“. Wann das jedoch sein wird, wird zu einem großen Teil vom Fortgang der Pandemie bestimmt. Keine sehr positiven Aussichten für den taumelnden Zweitligisten.

(jol)
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