Nach 0:1 gegen Heidenheim Wie Fortunas Trainer mit den „Preußer raus“-Rufen umgeht
Düsseldorf · In der Arena herrschte nach dem 0:1 gegen Heidenheim das Motto Schluss mit lustig. Die lange Zeit so geduldigen Fans knöpften sich verbal Mannschaft und Trainer vor. Was Christian Preußer und die Spieler zum „Schwarzen Freitag“ der Fortuna sagen.
Am späten Freitagabend wurde Fortuna noch einmal richtig populär. In der „heuteshow“ des ZDF zeigte Moderator Oliver Welke ein Video aus dem Düsseldorfer Block beim Auswärtsspiel in Dresden, in dem der Sprechchor „Sachsen, lasst euch impfen“ zu hören war. „Chapeau“, sagte Welke dazu. „Ich hätte nie gedacht, dass ich als BVB-Fan das einmal sagen würde, aber Fortuna Düsseldorf hat offenbar die kreativsten Fans.“
Wenigstens ein Erfolgserlebnis an einem Abend, der ansonsten den Ehrentitel „Schwarzer Freitag“ verdient hatte. Und die sicherlich ausgesprochen kreativen Düsseldorfer Fans hatten überhaupt keine Lust mehr auf launige Gesellschaftskritik. Als einige Spieler – einige hatten sich offenbar nicht mehr getraut – sich nach der 0:1-Heimniederlage gegen den 1. FC Heidenheim auf den Weg zur Südtribüne machten, empfingen sie dort ein heftiges Pfeifkonzert, Buhrufe, wegwerfende Handbewegungen und drastische Flüche.
Zum ersten Mal in dieser an Enttäuschungen so reichen Saison hatte das Publikum seine Geduld mit Fortunas Team verloren. Die Treuesten der Treuen hatten einfach genug. Jene vielleicht knapp 10.000, die sich an diesem eiskalten und regnerischen Abend in die Arena aufgemacht hatten, trotz unterirdischer Ergebnisse in den vergangenen Wochen und steigender Corona-Gefahr. 13.873 sollen es offiziell gewesen sein, doch viele waren trotz gekaufter Karte zu Hause geblieben.
Die, die trotz aller Widrigkeiten gekommen waren, konnten sich kein weiteres Mal zusammenreißen und Solidarität demonstrieren – wie sie es nun fast wie am Murmeltiertag schon so oft getan hatten. „Preußer raus!“, schallte es von den Tribünen – eine ganz bittere Erfahrung für den 37-jährigen Trainer. Doch hatte er sich das nicht selbst zuzuschreiben nach einer Partie, in der er trotz enttäuschenden Verlaufs nur einmal gewechselt hatte?
„Ich hatte das Gefühl, dass wir gut im Spiel waren“, sagte Preußer dazu, „dass wir in der zweiten Hälfte ein Übergewicht hatten. Wir waren ordentlich im Spiel und ich hatte das Gefühl, dass die Struktur da war.“
Und wie geht er mit den Rufen der Fans gegen seine Person um? „Ich habe Verständnis für Emotionen und ich habe Verständnis für Enttäuschung und für Frustration, das geht uns genau so“, erklärte der Coach auf entsprechende Nachfrage. „Wenn sich das dann dahingehend äußert und auf mich personalisiert wird, dann ist das okay. Mir ist nur wichtig, dass wir anerkennen, was die Mannschaft mit der Situation gemacht hat.“
Vor der Partie hatte Preußer große Rückendeckung von Fußballvorstand Klaus Allofs erhalten. Er gehe davon aus, dass das weiter so gelte, betonte der Trainer, aber: „Wir müssen schauen, dass wir Ergebnisse bringen, dass wir etwas in der Hand haben. Ich finde, mit der Art und Weise ist das möglich.“
Aber wie will er der niedergeschlagenen Mannschaft zeitnah Mut und Selbstvertrauen vermitteln? „Wir müssen die Balance finden. Wir müssen uns mit dem Gegentor beschäftigen und dürfen gleichzeitig das Zutrauen in unsere Mannschaft nicht verlieren, müssen weiter an unsere Stärke glauben.“ Leichter gesagt als getan nach nur einem Sieg in den vergangenen zwei Monaten.