Bayern - Barcelona 3:2 Wunder bleibt aus — aber Bayern verabschiedet sich würdevoll

München · Der FC Bayern München hat das Wunder verpasst, sich aber dennoch mit Würde aus der Champions League verabschiedet. Im Halbfinal-Rückspiel drehte der deutsche Rekordmeister einen 1:2-Halbzeitrückstand noch in einen 3:2-Erfolg um. Nach dem 0:3 im Hinspiel war dies aber zu wenig.

FC Bayern München - FC Barcelona: Einzelkritik
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Bayern - Barcelona: Einzelkritik

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Der FC Barcelona war mal Lionel Messi — vor allem in der Offensive abhängig von Lust und Laune des argentinischen Superstars. Der FC Barcelona des Jahres 2015 hat in der Offensive nicht mehr nur das argentinische Wunderkind. Er beschäftigt gleich drei Ausnahmeathleten in seiner vorderen Abteilung — neben Messi den Brasilianer Neymar und den Uruguayer Luis Suarez.

Dieses südamerikanische Trio war für den FC Bayern München eine Nummer zu groß. Zur Pause des Halbfinal-Rückspiels hatte die Angriffscombo des FC Barcelona durch eine 2:1-Führung alle möglicherweise noch vorhandenen Zweifel am Einzug ins Finale der Champions League zerstreut. Nach dem 3:0-Erfolg aus dem Hinspiel vor knapp einer Woche buchte Barca trotz einer 2:3-Niederlage in München das Ticket für Berlin am 6. Juni, das ein Endspiel ohne deutsche Beteiligung erleben wird.

FC Bayern München: "Neymar stellt Bayern bloß" - Pressestimmen
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Münchens Trainer Pep Guardiola entschied sich in der Startaufstellung erneut gegen Mario Götze, den viele nach der guten Leistung im Bundesligaspiel gegen Augsburg und angesichts des klaren Rückstands aus dem Hinspiel in der ersten Elf erwartet hatten. Dennoch ließ Guardiola keineswegs so vorsichtig spielen, wie das ebenfalls viele Experten angenommen hatten. Die Bayern machten Druck, spielten in der Abwehr gelegentlich sehr risikoreich Mann gegen Mann, und sie gingen fast programmgemäß früh in Führung. Medhi Benatia genoss nach einem Eckball von Xabi Alonso reichlich Freiheiten im Strafraum von Barcelona. Sein Kopfball war für den Mönchengladbacher Marc-Andre ter Stegen im Barca-Tor unhaltbar.

Weil es den Münchnern bei aller läuferischen Hingabe aber nicht gelang, die Räume im Mittelfeld und damit die Passwege zuzustellen, hielt die Führung nicht. Zweimal kam das magische Trio der Gäste im Zusammenspiel hinter die letzte Reihe der Bayern. Zweimal schloss Neymar kühl ab — der entscheidende Passgeber war jeweils Suarez, der erneut bewies, dass er weit mehr kann, als sich in den Gegner zu verbeißen.

Suarez bleibt in der Kabine

Bayern - Barca: Reaktionen
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Foto: ap, FO

Seinem Trainer Luis Enrique reichte der Tätigkeitsnachweis. Suarez durfte zur Pause in der Kabine entspannen. Die Geschichte dieser Vorschlussrunde war längst geschrieben. Obwohl die Münchner im Bemühen, einen vernünftigen Abgang aus der Champions League hinzubekommen, nicht nachließen, hatten sie den Glauben an eine Sensation verloren. Das war nicht zu übersehen, auch wenn Robert Lewandowski nach einer Stunde der Ausgleich zum 2:2 gelang und Müller eine Viertelstunde vor Schluss sogar die 3:2-Führung beisteuerte. Zu der Zeit hatte sein Trainer allerdings bereits die vorsichtigere Spielweise angeordnet.

Philipp Lahm, der als Rechtsaußen begonnen hatte, ging ins zentrale Mittelfeld, um die Schaltstelle für Barcelonas schnelles Spiel in die Spitze zu blockieren. Müller, vor der Pause zweite Spitze hinter Lewandowski, wechselte auf den rechten Mittelfeldflügel. Er erzielte dort nicht so viel Wirkung wie in seiner offensiveren Rolle. Bayerns Trainer schien es vor allem darum zu gehen, gegen die Kontermaschine aus Barcelona nicht in eine allzu herbe Schlappe zu stolpern. Schließlich hat der Mann einen Ruf zu verlieren.

Seine Mannschaft hat ausgerechnet in der wichtigsten Phase der Saison nicht die Frische und nicht die Klasse, die in den europäischen Höhen notwendig sind. Vergeben hat sie Chance aufs Finale aber nicht am Dienstagabend. Die verblüffende Naivität, mit der sie sich in der Schlussphase des Hinspiels durch eine allzu offene Spielweise eine überflüssig deutliche Niederlage einfing, war der eine wesentliche Grund fürs Ausscheiden. Der andere war die Klasse des Angriffs von Barcelona.

(RP)
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