Bayern in der Krise Alles steht in München auf dem Prüfstand

Bayern München ist in der Krise – und die üblichen Mechanismen setzen ein. Etliche Spieler, aber auch Trainer Jupp Heynckes stehen auf dem Prüfstand. Doch der Vorstand wehrt sich vehement wie selten zuvor gegen die Spekulationen.

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Bayern München ist in der Krise — und die üblichen Mechanismen setzen ein. Etliche Spieler, aber auch Trainer Jupp Heynckes stehen auf dem Prüfstand. Doch der Vorstand wehrt sich vehement wie selten zuvor gegen die Spekulationen.

Am Mittwochnachmittag hatte der Vorstand von Bayern München von den anhaltenden Spekulationen um Jupp Heynckes genug. In einer selbst für Bayern-Verhältnisse beispiellosen Aktion sprangen Karl-Heinz Rummenigge und Co. ihrem Trainer zur Seite und verbaten sich den "Gerüchte-Journalismus". Der deutsche Fußball-Rekordmeister drohte in einer Presseerklärung sogar mit rechtlichen Schritten.

"Ungeheuerliche Spekulationen"

Teile der Medien hätten "über eine vorzeitige Demission von Jupp Heynckes spekuliert und sogar Gerüchte in Umlauf gebracht, nach denen es im Klub Diskussionen um die Position des Trainers gegeben habe. Die Verantwortlichen des FC Bayern München verurteilen diese ungeheuerlichen Medien-Spekulationen, die auf keinerlei Fakten basieren, aufs Schärfste", ließ der Bayern-Vorstand verlauten.

Der Verein verwahre sich "gegen diese Art von Gerüchte-Journalismus". Man werde dies künftig "juristisch überprüfen und auch dagegen vorgehen", hieß es weiter. Gleichzeitig stärkten die Bosse Heynckes trotz der Krise demonstrativ den Rücken: "Der FC Bayern München hat vollstes Vertrauen in Jupp Heynckes und seine Arbeit."

Hintergrund der Aufregung sind die jüngsten Gerüchte um die Zukunft des 66-Jährigen. Heynckes steht im Misserfolg derzeit ebenso auf dem Prüfstand wie etliche Spieler. Wie es im Sommer weitergeht, ist völlig offen.

Sehnsucht nach Kontinuität

Am liebsten würden die Bayern mit Heynckes auch nach dieser Saison weitermachen, um nach diversen Rochaden auf dem Trainerposten seit Anfang 2007 (Hitzfeld, Klinsmann, Heynckes, van Gaal, Jonker, Heynckes) endlich wieder etwas Kontinuität zu haben. Aber der Druck ist groß. Ein Aus in der Champions League gegen den FC Basel (Hinspiel 0:1) am kommenden Dienstag würde wohl spätestens im Sommer auch das Aus für Heynckes bedeuten — unabhängig von seiner Freundschaft mit Präsident Uli Hoeneß oder der aktuellen Rückendeckung.

Schon nach dem 0:2 in Leverkusen hatte Heynckes, dessen Vertrag bis 2013 läuft, genervt auf entsprechende Nachfragen reagiert. Er sei hier "als Trainer und nicht als Freund". Doch als Trainer sind beim FC Bayern Erfolge Pflicht, das weiß auch der zuletzt angespannt wirkende Heynckes. Ansonsten setzen gerade im nervösen Münchner Umfeld eben die üblichen Mechanismen ein. Dann wird öffentlich alles und jeder infrage gestellt - auch ein Heynckes.

Als Favorit auf die Heynckes-Nachfolge wird aktuell schon der Gladbacher Lucien Favre gehandelt. Dem Schweizer wird eine enge Beziehung zu Rummenigge nachgesagt, mit dem er einst als Profi bei Servette Genf das Zimmer teilte. Der Bayern-Boss hält viel von den Fähigkeiten seines ehemaligen Kollegen, zudem hatte zuletzt "Kaiser" Franz Beckenbauer Favre seinen Segen gegeben, indem er dessen Arbeit in Gladbach in höchsten Tönen lobte. Favre selbst äußerte sich erst am Wochenende wieder über seine Zukunft sehr kryptisch. Ob er seinen Vertrag in Gladbach (bis 2013) vorzeitig verlängert, steht derzeit in den Sternen.

Sogar Guardiola ist im Gespräch

Ins Gespräch gebracht wurden von außen aber auch Namen wie Mirko Slomka (Hannover), DFB-Sportdirektor Matthias Sammer oder Thorsten Fink (Hamburg). Sogar Erfolgscoach Pep Guardiola vom FC Barcelona wird gehandelt, nachdem dieser bei Barca seine Zukunft offenlässt. Sicher scheint derzeit nur, dass Wunschkandidat Jürgen Klopp langfristig in Dortmund bleibt und auch Bundestrainer Joachim Löw momentan keine Option darstellt.

Die wilden Spekulationen machen aber auch vor der Mannschaft nicht halt. Zu Beginn der Woche wurde etwa aus England kolportiert, dass es Arjen Robben wieder zurück auf die Insel ziehen würde. Zudem wurden in den vergangenen Tagen der französische Torjäger Olivier Giroud aus Montpellier sowie Lucas Barrios (Dortmund) und Mladen Petric (HSV) mit den Bayern in Verbindung gebracht. Mit Gladbachs Innenverteidiger Dante sind sich die Münchner angeblich schon einig.

Fakt ist jedoch nur, dass Torwart Jörg Butt am Saisonende seine Karriere beenden wird und die Verträge der Abwehrspieler Breno und Daniel van Buyten sowie von Danijel Pranjic, Ersatztorwart Rouven Sattelmaier, Anatolij Timoschtschuk und Ivica Olic auslaufen. Am ehesten wird aus diesem Kreis wohl noch van Buyten weiterbeschäftigt. Der ausgeliehene Japaner Takashi Usami sieht zudem ebenso wenig eine Perspektive in München wie Stürmer Nils Petersen. Auch Diego Contento (Vertrag bis 2013) steht vor dem Absprung.

Bisher haben die Münchner nur Xherdan Shaqiri vom FC Basel verpflichtet. Die Bayern versuchten zudem, "einen Innenverteidiger zu finden", hatte Hoeneß zuletzt erklärt, was für Dante sprechen würde, und außerdem "eine richtige Bombe" für den Angriff angekündigt. Darüber hinaus soll für Butt auch ein zweiter Keeper verpflichtet werden. Jaroslav Drobny vom HSV gilt als Kandidat.

(sid)
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