Borussia Mönchengladbach Borussias Europapokal-Traum ist geplatzt

Mönchengladbach · Der Mönchengladbacher Borussia-Park war am Donnerstagabend Schauplatz einer großen Europapokal-Show. Mit 2:3 unterlag die Borussia gegen den Europa-League-Titelverteidiger FC Sevilla in einem phasenweise vogelwilden Spiel.

Borussia Mönchengladbach - FC Sevilla: Einzelkritik
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Borussia - Sevilla: Einzelkritik

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Das Hinspiel hatten die Mönchengladbacher mit 0:1 verloren. Wie 2013, als Lazio Rom Endstation war, verpasste Gladbach den Sprung ins Achtelfinale. Vor dem Spiel gab es klare Ansagen in Richtung Sevilla. Zunächst aus der Gladbacher Nordkurve. "Derbysieger sind wir schon, jetzt wollen wir den Europathron", schrieben die Fans auf ein Plakat. Und Sekunden nach dem Anstoß gab Granit Xhaka, der nach seiner Gelbsperre in der Bundesliga wieder in der Startelf war, die Marschrichtung für den Abend vor. Er schickte gleich einen langen Ball in Richtung Sevilla-Tor.

Borussia brauchte Tore. Trainer Lucien Favre modelte sein Team auf vier Positionen um. Auf den Flügeln spielten der schnelle Patrick Herrmann und der technisch versierte Thorgan Hazard — mit Geschwindigkeit und Spielwitz wollte Borussia den abgezockten Andalusiern beikommen. Sevilla setzte auf eine massive Defensive und gezielte Nadelstiche nach vorn. Der erste saß. Nach acht Minuten verlängerte Carlos Bacca eine Hereingabe Vidals von rechts ins Netz.

Die Schrecksekunde ließ die Fans der Hausherren kurz verstummen. Dann sangen sie: "Auf geht's, Gladbach schieß ein Tor." Drei mussten es nun mindestens sein. Es galt es, die nötige Mischung aus defensiver Standhaftigkeit und offensivem Mut zu finden. Der, der für diese Balance als Sechser zuständig ist, zeigte, wie es geht: Granit Xhaka glich mit einem satten Rechtsschuss (19.) aus. Die Gladbacher lebten intensiv den Willen, das Achtelfinale zu erreichen. Doch Sevilla schlug wieder zu. Vitolo schloss einen Konter eiskalt ab (26.). Borussia zeigte Nehmerqualitäten: Hazard, den Borussia soeben für acht Millionen Euro dem FC Chelsea abgekauft hat, glich kurz danach aus. Bislang stand Gladbach in der Rückrunde für Minimalismus, nun war Spektakel angesagt. Favres Team kämpfte und suchte immer wieder aus der Distanz den Abschluss. Auf dem regennassen Rasen war das ein probates Mittel. Sevilla war sichtlich beeindruckt.

Der Gast stand immer tiefer und versuchte, den Spielfluss immer wieder zu unterbinden: immer wieder lag ein Spanier auf dem Rasen, es gab viele kleine Fouls und Diskussionen mit dem Schiedsrichter. Borussia ließ sich nicht beirren, blieb sie im Vorwärtsgang. Es spielten sich teilweise tumultartige Szenen in Sevillas Strafraum ab. Einige Male reklamierten die Platzherren wegen vermeintlichen Handspiels. Doch immer wieder fehlten ein Stück zum Glück, Torhüter Sergio Rico parierte oder irgendein spanisches Bein hielt den Ball auf dem Weg ins Tor auf. Nach der Gelb-Roten Karte, die sich Xhaka einhandelte, versuchten zehn Borussen noch etwas zu bewegen. Doch es fehlte auch das nötige Glück: In der 74. Minute traf Hazard den Pfosten. Die Entscheidung war gefallen als Vitolo seinen zweiten Treffer erzielt hatte (79.).

"Ich bin enttäuscht. Wenn wir das dritte Tor machen, brennt es hier richtig", sagte Nationalspieler Christoph Kramer und kritisierte die Spanier, die mit vielen Nickeligkeiten aufgetreten waren: "Mag sein, dass es heißt: Sie haben es clever gemacht. Ich könnte so nicht spielen. Das ist zwischen clever und unsportlich." "Wenn wir das 3:2 gemacht hätten, bin ich sicher, dass wir es geschafft hätten", meinte auch Trainer Lucien Favre: "Spielerisch waren wir in beiden Spielen besser. Wir müssen aber über 90 Minuten die Konzentration halten."

Mönchengladbach hat also die erhoffte "magische Nacht" nicht erlebt. Doch die Borussen haben in dieser Saison eine gute internationale Performance hingelegt. In der Gruppenphase blieben sie unbesiegt und zogen als Erster in die Zwischenrunde ein. In Sevilla machten sie ein starkes Spiel, verloren jedoch unglücklich. Und gegen Sevilla boten sie großes Kino. Auch wenn das Happy End ausblieb, verlässt Borussia die internationale Bühne erhobenen Hauptes. Dort will sie nächstes Jahr wieder auftreten.

(RP)
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