Wiedersehen mit den Bayern Liverpools Shaqiri ist jetzt ein gemachter Mann

Düsseldorf · Für Liverpools Xherdan Shaqiri ist das Spiel gegen den FC Bayern München ein Wiedersehen mit dem Ex-Verein. In München einst aussortiert, blüht er in Liverpool auf.

Und schon lag er da und ließ sich feiern. Xherdan Shaqiri hatte gerade seinen zweiten Treffer beim 3:1-Ligaerfolg gegen Manchester United gemacht, nachdem er erst wenige Minuten vorher beim Stand von 1:1 eingewechselt worden war. Das Stadion an der Anfield Road, das schon so viele Helden besungen hat, stand an diesem Abend im Dezember Kopf. Shaqiri war der große Gewinner des prestigeträchtigen Spiels. Es war er vorläufige Höhepunkt einer außergewöhnlichen Geschichte: Denn ein Jahr vor diesem Abend hatte nicht viel darauf hingedeutet, dass der Schweizer noch einmal eine Hauptrolle spielen würde im Konzert der Großen.

Shaqiri musste viele Rückschläge hinnehmen, um an diesem Abend jubeln zu dürfen. Sein Weg führte ihn als Jungspund vom FC Basel zum FC Bayern, wo er sich in drei Spielzeiten unter Trainer Pep Guardiola nicht durchsetzen konnte und zu Inter Mailand verschifft wurde. 2015 schien die Abwärtsspirale perfekt: Shaqiri ging aus Italien zu Stoke City, einer grauen Maus der Premier League. Der Transfer sprach für viele Kritiker Bände, immerhin war der Schweizer drei Jahre davor als Versprechen auf die Zukunft nach München gekommen. Endstation Mittelmaß? In seiner letzten Saison in Stoke stieg der Klub sogar ab.

Am Dienstag feiert Shaqiri nun ein großes Wiedersehen mit seinem Ex-Verein. Dann wird ein anderer Spieler ins Stadion einlaufen, als der, der die Münchner verließ. Shaqiri ist erwachsen geworden und zeigt auf höchstem Niveau Leistung. Nach dem Abstieg mit Stoke nahm der FC Liverpool den Schweizer für 15 Millionen Euro Ablöse unter Vertrag. Der Transfer kam für viele überraschend. Zunächst als Füllmaterial verschrien, spielt Shaqiri aber inzwischen eine Rolle, die ihm wenige zugetraut hätten. Mit sechs Treffern in der Liga ist er der viertbeste Torschütze der Mannschaft.

Trainer Jürgen Klopp braucht für sein System Typen wie Shaqiri: Jungs, die flott auf den Beinen sind, ins Dribbling gehen, in die Tiefe sprinten können. Liverpools Angriff ist mit Shaqiri schwerer auszurechnen als ohne ihn. Nicht selten bietet Klopp den Schweizer mit seinem Super-Sturm Mohammed Sala, Roberto Firmino und Sadio Mané gemeinsam auf. Allein das drückt die Wertschätzung des Trainers für Shaqiri aus. An Alternativen mangelt es den Reds nicht. Insbesondere wenn der Gegner tief steht, gibt Shaqiri den Reds eine neue Dimension: Er bindet Gegenspieler, schafft Räume, wenn er den Ball am Fuß hat.

Der Schweizer erfüllt eine weitere wichtige Einstellungsvoraussetzung: Er meckert nicht, wenn er mal nicht spielt. In der laufenden Spielzeit durfte er in der Liga nur viermal über die vollen 90 Minuten ran. Missmutige Töne gibt es von ihm nicht zu hören. „Ich denke, ich spiele meinen besten Fußball“, sagt der 27-Jährige, der angibt, rundum zufrieden zu sein. Jürgen Klopp nannte seine Verpflichtung einen „No-Brainer“, also einen Transfer, bei dem er nicht nachdenken musste. Shaqiri spürt das Vertrauen des Trainers. Das war in München anders. Dieses Vertrauen ist ein Motor des Erfolgs. „Er gibt alles für den Verein und für die Spieler“, schwärmt Shaqiri über Klopp. Es klingt fast wie ein Dankeschön an seinen späten Förderer, der der Deutsche für den Schweizer ist.

Shaqiri ist nicht nur auf dem Platz gereift, sondern auch daneben. Dem Fernsehsender Sport1 sagte er nun, er halte Bayern für den Favoriten. „Sie sind seit Jahren vielleicht der beste Klub der Welt. Sie spielen immer um Titel.“ So spricht einer, der das Fußball-Geschäft verstanden hat. Shaqiri weiß, dass es sich ohne den Druck, der Favorit zu sein, leichter spielt. Also schiebt er Bayern diese Rolle zu. „Liverpool ist auf dem besten Weg da hinzukommen, wo die Bayern schon sind.“ Die Münchner wissen, wie man mit solchen Lobhudeleien umgeht.

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