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Bayer Leverkusen Hyypiä: "Wir haben noch gar nichts erreicht"

Seit Saisonbeginn ist der 40-Jährige allein für die Profis des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen verantwortlich. Im Trainingslager in Lagos (Portugal) sprach er über seine Arbeit, die erfolgreiche Hinserie, den Druck und eine mögliche Rückkehr in seine finnische Heimat.

Herr Hyypiä, wie sehr haben Sie nach einer anstrengenden Hinrunde den recht kurzen Weihnachtsurlaub genossen?

HYYPIÄ Trainer zu sein, ist ja physisch jetzt nicht gerade anstrengend, dafür ist die Belastung mental aber viel höher als für einen Spieler. Insofern war es gut, im Kopf mal abschalten zu können.

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Bayer hat viel Lob für eine tolle erste Saisonhälfte bekommen — Sie als Trainer ebenfalls. Ist es Ihnen wichtig, dass man ausschließlich den Trainer Sami Hyypiä beurteilt, ohne stets den Ex-Profi im Hinterkopf zu haben?

HYYPIÄ Das ist sehr wichtig. Meine Ausgangsposition als Trainer war vielleicht dadurch besser, dass ich selbst Profi war. Aber es zählt schnell nur noch das, was man an Arbeit abliefert. Eine Mannschaft merkt sehr schnell, wie du arbeitest. Und dann ist egal, wer du mal warst. Wenn du deine Arbeit als Trainer nicht gut machst, verlierst du den Respekt deiner Spieler.

Die Leverkusener Spieler schätzen Ihren Führungsstil. Wie hat sich dieser Stil seit ihrem ersten Tag als Trainer verändert?

HYYPIÄ Letzte Saison hat Sascha (Lewandowski, Anm. d. Red.) in Absprache mit mir vieles im Tagesgeschäft gemacht. Für mich war das völlig okay. Ich war neu und hatte noch keine Erfahrung. Das war ein Lehrjahr für mich. Jetzt habe ich anderthalb Jahre mehr Erfahrung. Und natürlich ist es wichtig für mich, dass ich probiere, mich selbst zu entwickeln. Das Ganze ist ja ein Prozess. Ich weiß, dass ich nicht alles weiß. Ich weiß, dass ich mich verbessern kann. Ich finde es wichtig, dass dieses Gefühl niemals verloren geht.

Verlangen Sie diese Einstellung auch von Ihrer Mannschaft?

HYYPIÄ Natürlich. Jeder Spieler muss in jedem Training den Willen haben, sich zu verbessern.

Und wenn Sie bei jemandem feststellen würden, dass dieser Wille nachlässt?

HYYPIÄ Das wäre schlimm.

Worin besteht die größte Herausforderung für Bayer in der Rückrunde?

HYYPIÄ Sie besteht darin, konzentriert und hungrig auf Erfolg zu bleiben. Wir haben eine gute Hinrunde gespielt, aber das Verlangen muss immer da sein, noch mehr zu wollen. Denn wir haben noch gar nichts erreicht.

Das nicht, aber die gute Hinserie hat die Erwartungen nach oben geschraubt. Ist der Druck gestiegen?

HYYPIÄ Ich habe mir vor der Saison kein konkretes sportliches Ziel gesetzt. Und ich setze mir auch jetzt keins. Eine langfristige Zielsetzung kann unnötigen Druck verursachen. Ich bin keiner, der denkt, "Wenn wir heute gewinnen, klettern wir auf Platz zwei!" Das ist mitten in der Saison uninteressant für mich. Ich bin zufrieden, wenn die Mannschaft in jedem Spiel an ihr Limit geht, hochkonzentriert ist und alles gibt. Dann stellt sich der Erfolg automatisch ein. Denn wir haben eine gute Truppe.

Die Leverkusener Verantwortlichen haben neulich verkündet, dass sie gerne länger als bis 2015 mit Ihnen zusammenarbeiten wollen. Wäre das denkbar oder gibt es diesen starken Wunsch, in den nächsten Jahren als Trainer in die Premier League zurückzukehren?

HYYPIÄ Ich lebe im Hier und Jetzt. Ich denke noch nicht einmal an die nächste Saison. Ich finde, wenn man sich zu sehr auf etwas anderes konzentriert als auf das, was es gerade zu tun gibt, ist die Gefahr größer, dass etwas schief geht. Ich will meinen Job so gut wie möglich machen. Alles andere wird man sehen. In diesem Geschäft kann alles sehr schnell gehen. Da sollte man keine langfristigen Pläne machen. Das will ich auch nicht.

Was ist mit dem Ziel, nach inzwischen fast 19 Jahren im Ausland wieder nach Finnland zu gehen?

HYYPIÄ Mein Zuhause ist da, wo ich wohne. Ich habe mich in England wohlgefühlt, ich fühle mich auch hier in Deutschland wohl. Aber natürlich wäre es super, irgendwann mal wieder in Finnland zu leben.

Schmerzt es in einem WM-Jahr besonders, dass Sie bei alle Ihren Erfolgen nie mit Ihrem Land bei einem großen Turnier dabei sein konnten?

HYYPIÄ Nein. Ich hatte ja keinen Einfluss darauf, wo ich geboren wurde. Ich bin sehr stolz, so oft (105 Mal, Anm. d. Red.) für Finnland gespielt zu haben. Natürlich wäre es schön gewesen, mal bei einem großen Turnier dabei zu sein, aber ich bin auch so zufrieden mit meiner Karriere. Vielleicht erlebe ich ja mal als Trainer eine EM oder WM.

Zlatan Ibrahimovic hat mit Schweden die WM ebenfalls verpasst. Sie treffen in der Champions League mit Bayer auf ihn und Paris St. Germain. Wie hat der frühere Verteidiger Sami Hyypiä gegen diesen Ausnahmekönner agiert?

HYYPIÄ Er hat nur in der Nationalmannschaft gegen mich getroffen. Ich habe viermal gegen ihn in der Champions League gespielt, da ist er jeweils ohne Tor geblieben. Ich erinnere mich aber leider nicht mehr daran, wie ich das bewerkstelligt habe.

STEFAN KLÜTTERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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