Leverkusen Bayers Fanhymne mit Geigen und Trompeten

Leverkusen · Unter der Stelzenautobahn hält ein Rentnerpärchen verdutzt inne in seinem sonntäglichen Spaziergang. Denn obwohl die Werkself bereits am Vortag ihr letztes Heimspiel bestritten hat, legt sich aus Richtung Stadion unverkennbar ein Fangesang sanft über die Umgebungsgeräusche.

 Begleitet wurde der schwarz-rote Laienchor aus Fans und Funktionären vom Funkhausorchester des Westdeutschen Rundfunks.

Begleitet wurde der schwarz-rote Laienchor aus Fans und Funktionären vom Funkhausorchester des Westdeutschen Rundfunks.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

"Leverkusen, Du bist die Macht am Rhein." Autobahnverkehr, aus der Ferne Hundegebell und das Geräusch von Jungs, die vergnügt Nachlaufen spielen. Und dazu, etwas näher nun, wieder dieses Lied. "Leverkusen, und das wird immer so sein." Für Anhänger ist die Hymne nun deutlich zu erkennen, aber etwas ist anders als sonst. Weder Stadiontrommeln, noch die Musik der Band "Mavericks" begleitet den Gesang. Stattdessen lassen sich deutlich Geigen und Trompeten heraushören.

Im unteren Bereich des C-Blocks schmettert Werkself-Chef Michael Schade gemeinsam mit 500 Fans derweil zum wiederholten Male - erstaunlich textsicher und auch beim fünften Durchgang noch lautstark und voller Inbrunst. Begleitet wird der schwarz-rote Laienchor vom Funkhausorchester des WDR. "Es ist wichtig, die zwei Welten so zusammenzubringen, dass alle sich wohlfühlen", sagt Regisseur Baris Aladag sichtlich zufrieden. Er hat auch schon Videos von Bands wie "Clueso" gedreht, aber die Arbeit für das Projekt "Kurvenklänge" des WDR-Fernsehen macht ihm sichtlich Spaß.

 Regisseur Baris Aladag hat auch schon Videos von Bands wie "Clueso" gedreht.

Regisseur Baris Aladag hat auch schon Videos von Bands wie "Clueso" gedreht.

Foto: uwe miserius

Auch Rolf Schmitz-Malburg ist aus dem Häuschen von dem Dreh im Stadion. "Das ist richtig cool", schwärmt der Profisänger. Im Trikot der Werkself gibt er von einem erhöhtem Podest auf dem Rasen den Einsatz für die Fans, unter denen sich auch die Orchestermusiker verteilt haben.

Joshua Petrick ist begeistert. Der 14-jährige Fans aus Engelskirchen ist Teil einer großen Gruppe von Anhängern aus Duisburg, Leverkusen und Engelskirchen, die sonst im C-Block spielt. "Klar sind wir dabei", betont der Nachwuchskicker im Spieltrikot, das Stefan Reinartz am Vortag getragen hat. Er und vier Teamkollegen aus der C-Jugend des SV Schnellenbach ließen sich nicht einmal von der eigenen Aufstiegsfeier am Vorabend von der Tour nach Leverkusen abhalten. Den Preis für die weiteste Anreise gewannen sie damit zwar nicht - der ging an zwei weibliche Fans, die aus den USA bzw. Russland eingeflogen waren. Aber an Einsatz ließ es das Grüppchen aus dem Oberbergischen, wo die Herzen bei vielen (auch dem Trainer ihrer Jugendmannschaft) eher für den 1. FC Köln schlagen, nicht mangeln.

So anstrengend hätten viele sich den Choreinsatz vor Kameras und Mikrofonen vorher vermutlich nicht vorgestellt. Und wieder alles auf Anfang. "Gebt alles. Wir wollen richtig Gänsehaut bekommen", animiert ein WDR-Verantwortlicher derweil die Fans. Schmitz-Malburg jedenfalls haben die Anhänger der Werkself schon gepackt. Sichtlich begeistert geht er mit. Den Spickzettel mit dem Text braucht der Sänger längst nicht mehr. "Die Hymne ist sicherlich die anspruchsvollste", bemerkt der Fachmann anerkennend. "Ein toller Song, fast wie eine Filmmusik".

Und unter der Stelzenautobahn hinweg trägt der leichte Wind den Gesang von der Macht am Rhein bis in das angrenzende Wohngebiet. "Leverkusen, Du bist die Macht am Rhein..."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort