Schwimm-EM in Rom Märtens hat „Blut geleckt“ – Wellbrock „ein bisschen durcheinander“

Rom · Lukas Märtens hat nach seinem Silbercoup keine Zeit zum Feiern, sondern weitere Medaillen im Blick. Olympiasieger Florian Wellbrock steigt am Montag ein - mit großer Ungewissheit.

 Lukas Märtens gewann bei der Schwimm-EM in Rom Silber  über 800 Meter Freistil.

Lukas Märtens gewann bei der Schwimm-EM in Rom Silber über 800 Meter Freistil.

Foto: dpa/JoKleindl

Als seine Vereinskollegen Lukas Märtens und Isabel Gose ganz kurz ihren silbernen Doppelschlag feierten und schon weitere Medaillen ins Visier nahmen, gönnte sich Florian Wellbrock ein bisschen Abstand und ging mit seinen Eltern in Rom essen. Der Olympiasieger steigt verspätet und verunsichert in die Schwimm-EM ein - seine jungen Trainingspartner sind längst angekommen. „Da ist auf jeden Fall noch sehr viel drin“, verkündete Märtens nach Platz zwei über 800 m Freistil selbstbewusst mit Blick auf seine weiteren Rennen.

„Jetzt hat er Blut geleckt und will sich austesten“, sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn über den 20-Jährigen, der nach Wellbrocks Startverzicht in die Bresche sprang und den Erfolg seiner Freundin vom Vortag auf derselben Strecke mit demselben Resultat wiederholte. Glückwünsche und Applaus der Teamkollegen - mehr gab es für das Magdeburger Paar nicht, beide gingen gleich wieder auf Medaillenjagd über 200 m: Gose kraulte als Zweitschnellste ins Finale, Märtens als Fünfter ins Halbfinale. Und auch über 400 m gehören sie zu den Favoriten.

Wellbrock feierte dagegen erst einmal einen kleinen Sieg. Der Belastungstest vor dem Start am Montagmorgen über 1500 m fiel „sehr gut“ aus, berichtete Berkhahn, „er hat sich extrem gut gefühlt.“ Eine Coronainfektion gleich nach der WM in Budapest, wo er vor sieben Wochen als erster deutscher Schwimmer seit 40 Jahren fünf Medaillen gewonnen hatte, warf den Doppel-Weltmeister komplett aus der Bahn. Seitdem versucht er, den Trainingsrückstand aufzuholen - mit wechselndem Erfolg. „Es rutscht noch nicht so ganz“, stellte er fest, die Formkurve ging, so Berkhahn, „immer auf und ab“.

Der letzte Test macht Mut, „es sollte eigentlich passen“, sagte sein Trainer. Denn Wellbrock will sich auf keinen Fall die besondere Atmosphäre im Foro Italico entgehen lassen. „Ich will in dieser tollen Freiluftarena mit dem schwimmbegeisterten italienischen Publikum starten“, betonte der 24-Jährige.

Noch ist Wellbrock hin- und hergerissen. „Einmal die Unsicherheit, was kann ich eigentlich, und auf der anderen Seite diese Kulisse, ich will hier natürlich performen“, berichtete Berkhahn, „das geht jetzt ein bisschen durcheinander in der Seele des Sportlers, so ist es auch bei Flo.“ Zu sehr unter Druck setzen will sich der Freiwasser-Olympiasieger aber nicht: „Ich habe bei der WM gezeigt, was ich drauf habe. Alles, was jetzt noch kommt, ist on top.“

Was noch kommt, entscheidet der Magdeburger mit seinem Trainer nach dem Vorlauf. „Dann wissen wir mehr, dann können wir besser steuern und gucken, was eventuell drin ist“, sagte Berkhahn, der die Starts im Meer am Lido di Ostia ab Donnerstag weiter offen ließ.

(stja/SID)
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