Vororte von Damaskus umkämpft

damaskus (RP) Unmittelbar vor den Toren der syrischen Hauptstadt Damaskus haben sich Regierungstruppen und Rebellen der "Freien Syrischen Armee" auch gestern Gefechte geliefert. Am Vortag hatten die Truppen von Präsident Baschar al Assad mit schweren Waffen die Rebellen zunächst zurückgeschlagen. Bei dem Einmarsch in den Außenbezirk der Hauptstadt mit gut 50 Panzern seien viele Menschen getötet worden, sagten Regierungsgegner. In Damaskus machten Gerüchte die Runde, Assad bereite seine Flucht aus dem Land vor.

Mindestens 28 Menschen kamen nach Angaben der Aktivisten im Vorort al Gottah ums Leben; auch in den Protesthochburgen Homs, Hama und Idlib gab es wieder Tote. Landesweit zählten die Oppositionellen 43 Opfer.

Die "Freie Syrische Armee" erklärte, sie habe sich aus taktischen Gründen aus den Vororten zurückgezogen. Nach eigenen Angaben griff sie die Regierungstruppen mit einer Art Nadelstich-Taktik an verschiedenen Stellen an. Die Rebellentruppe setzt sich vor allem aus desertierten Soldaten zusammen und hat Verbindungen zur syrischen Opposition. Nahe der Grenze zum Libanon wurde eine Erdgasleitung gesprengt. Demnach ereignete sich der Vorfall im acht Kilometer vom Grenzort Talkalach entfernten Tal Hosch.

Die Arabische Liga hatte wegen der anhaltenden Kämpfe ihren Beobachter-Einsatz abgebrochen und appelliert an den UN-Sicherheitsrat, Maßnahmen zur Beendigung der Gewalt in Syrien zu ergreifen. Die für morgen geplante Einbringung einer Resolution von Liga und EU droht allerdings am Widerstand Russlands zu scheitern. Moskau könne das Dokument nicht unterstützen, weil es unausgewogen sei und außerdem Spielraum lasse für eine Einmischung von außen, sagte der russische Vize-Außenminister Gennadi Gatilow.

Der Kreml stört sich insbesondere an einem möglichen Verbot von Waffenlieferungen an Syrien. Russland ist ein wichtiger Rüstungslieferant Syriens. Gerade erst hat das Land dem international geächteten Regime Kampfflugzeuge im Wert von 427 Millionen Euro verkauft. Zudem unterhält die russische Marine in Syrien einen wichtigen Militär-Stützpunkt.

Das russische Außenministerium hat Vertreter der syrischen Führung und der Opposition zu einem informellen Treffen nach Moskau eingeladen. Die Machthaber signalisierten dazu nach russischen Angaben Bereitschaft. Die Opposition kündigte an, die Einladung zu prüfen. Abdel Baset Seda, Mitglied des syrischen Oppositionsrates, erklärte, die Position der Regimegegner sei unverändert: Es werde keinen Dialog mit Machthaber Assad geben. Seda befindet sich in New York, wo er die Bemühungen der Arabischen Liga unterstützt.

(RP)
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