Kölner Frauenstreit

Nein, ihr Himmelbett habe sie in diesem Turm nicht aufgeschlagen, beteuerte gestern Alice Schwarzer. Der ironische Ton verrät nicht nur den Medienprofi in der engagierten Frauenrechtlerin. Er stellt die Finanzierungs-Debatte um den Kölner Bayenturm, in dem seit fast 30 Jahren das feministische Archiv und Dokumentationszentrum arbeitet, in das Licht der Lächerlichkeit.

Dass es bei den 140 000 eingesparten Euro tatsächlich um die Konsolidierung des NRW-Haushalts geht, will man kaum glauben. Andere Gründe – wie persönliche Animositäten zwischen Schwarzer und der grünen Frauenministerin Barbara Steffens – bleiben munter kursierende Gerüchte. Dass aber ausgerechnet dies die Debatte beflügelt, ist bitter. Vor allem für die feministische Arbeit, die noch lange nicht ans Ziel gelangt, aber längst in der breiten Bevölkerung angekommen ist. Der Turm, mittelalterlich und wehrhaft, ist plötzlich zum streitbaren Symbol für die Rechte der Frauen geworden. Debatten sind immer gut, nur dürfte dieser kaum etwas Fruchtbares entspringen. Keine Einsparung wird die Scherben am Ende allen Streitens rechtfertigen. Und dass Schwarzer den Turm räumt, ist unwahrscheinlich; eher wird sie dort ihr Himmelbett aufschlagen.

(RP)
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