Entscheidung in der kommenden Woche Verhandlung von Dresdner und Co-Bank in Endphase

Frankfurt/Main (dpa). Die Verhandlungen von Dresdner und Commerzbank über eine mögliche Fusion sind in der entscheidenden Phase. Bereits in den kommenden Wochen soll die Entscheidung fallen, ob es zu einer völligen Verschmelzung der beiden Institute oder zu Kooperationen in Teilbereichen kommt.

Bis spätestens Ende Juli werden Ergebnisse erwartet. "Es kann und darf gar nicht länger dauern", hieß es am Freitag in der Frankfurter Konzernzentrale der Commerzbank.

Der Erwartungsdruck der Belegschaften, der Großaktionäre beider Geldhäuser und der Öffentlichkeit wird von Tag zu Tag größer. Deshalb wollen die Vorstände vielleicht schon in wenigen Tagen Ergebnisse präsentieren. Nach Informationen des "Handelsblatt" haben sich Dresdner-Vorstandschef Bernd Fahrholz und sein Commerzbank-Kollege Martin Kohlhaussen bereits auf strategische Grundzüge verständigt.

Ein fusionierter neuer Geldriese solle sowohl im Filialgeschäft als auch im Investmentbanking stark vertreten sein. Angestrebt werde quasi eine vergrößerte Dresdner Bank. Geographisch wolle man sich zunächst auf Europa konzentrieren und vereinzelt globale Aktivitäten intensivieren. Auf einem Routine-Treffen der Commerzbank-Vorstände am Wochenende sollte Kohlhaussen seinen Kollegen Details erläutern.

Die Führungsspitzen der Nummern drei und vier unter den deutschen Geschäftsbanken sind zum Erfolg verdammt. Beide Partner können sich langwierige Verhandlungen aber nicht leisten. Eine neuerliche Pleite könnten die Spitzen der deutsche Kreditwirtschaft kaum glaubhaft verkaufen. Die Hindernisse auf dem Weg zu einer möglichen Fusion sind jedoch enorm. "Das ist eine heikle Sache mit vielen Unbekannten", sagte eine Analystin der HypoVereinsbank.

Besonders für Fahrholz wäre ein Desaster ähnlich wie bei der Kurz- Ehe mit der Deutschen Bank nicht zu verkraften. Eine neue Welle der Unruhe bei den Beschäftigten muss er unbedingt vermeiden. Auch bei diesem Fusionsversuch wird nach Einschätzung von Analysten der Münchner Versicherungskonzern Allianz eine Schlüsselrolle spielen. Der Dresdner-Großaktionär mit einem Anteil von 22 Prozent muss in die komplizierten Gespräche einbezogen werden und seinen Segen geben.

Der Commerzbank sitzt der ungeliebte Großaktionär CoBra im Nacken. Die Beteiligungsgesellschaft hält 17 Prozent an dem Institut und versprüht schon während der Verhandlungen mächtig Gift. CoBra kündigte ihr Veto an, falls eine Fusion den Aktionären nicht die Kassen füllt. Ungemach droht zudem von befreundeten europäischen Finanzhäusern, die auch schon auf Konzern-Teile schielen sollen.

Unterdessen wartet die Börse ab. Zu oft hatten Gerüchte in den vergangenen Monaten Händler und Anleger auf falsche Fährten gelockt und unerfüllte Hoffnungen geweckt. Die Aktienkurse beider Banken gaben seit Bekanntgabe der Verhandlungen im Juni nach - Commerzbank sogar zehn Prozent. Auch am Freitag dümpelten die Papiere (Dresdner rund 42,20 Euro/Co-Bank 37,00 Euro) eher lustlos dahin. "Da müssen erst Fakten auf den Tisch", kommentierte ein Frankfurter Händler.

(RPO Archiv)
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