Frenz war bis 1995 für Verfassungsschutz tätig V-Mann: Nazi und Buchautor

Karlsruhe (rpo). Jetzt ist es raus, wer als V-Mann des Verfassungsschutzes das NPD-Verfahren vorläufig gesprengt hat: Wolfgang Frenz, NPD-Gründungsmitglied und ehemaliger Vize-Landesvorsitzender der nordrhein-westfälischen NPD.

Wolfgang Frenz ist in braunen Kreisen der Bundesrepublik ein bekannter Name. Der Solinger Heilpraktiker war 1964 ein Mitbegründer der NPD und sagt von sich selbst, dass er in der Partei "Gott und die Welt" kennt. Dass er ein langjähriger Informant des Verfassungschutzes war, überrascht. Der 1936 geborene Frenz erscheint als klassischer Vertreter der westdeutschen Ewiggestrigen, die einerseits ein unauffälliges Leben führen, andererseits aber ihre radikalen politischen Neigungen ausleben.

In einem Hinterhof in der Solinger Innenstadt betreibt der 66-Jährige die "Heilpraxis Frenz", Sprechstunden gibt es nur nach telefonischer Vereinbarung. Frenz, der in den 70er Jahren auch als "Kaufmann" auftrat, war regelmäßiger Gast bei einer nationalkonservativen Herrenrunde im Düsseldorfer Nobelhotel "Nikko".

Das langjährige Mitglied im NPD-Landesvorstand Nordrhein-Westfalen trat besonders als Buchautor in Erscheinung. Vor allem in Frenz' Pamphlet "Über den Verlust der Väterlichkeit oder Das Jahrhundert der Juden" kommt rassistisches und streng antisemitisches Gedankengut zum Ausdruck. Pluralismus nennt Frenz "Gossendemokratie", die die Volksgemeinschaft zersetzt", Liberalismus ist aus "jüdischem Denken hervorgegangen" und verursacht die "Sinnentleerung der deutschen Jugend".

Mit Sätzen wie: "Man braucht eine regenierte weiße Rasse und neue Führer, um Europa im alten Glanz wieder herstellen zu können" liefert das Buch auf jeden Fall der Bundesregierung eine Menge Argumente für das NPD-Verbot. Sie zitiert in ihrem Verbotsantrag deshalb mehrere Passagen aus dem als jugendgefährdend eingestuften Buch.

Schon vor seiner Veröffentlichung im Frühjahr 1998 war Frenz in seiner Partei in Ungnade gefallen. Nach Auskunft des NPD-Sprechers Klaus Beier hatte Frenz für die Wahlen zum Bundesvorstand im Januar 1998 kandidiert, war bei der Wahl aber durchgefallen - "auf Empfehlung des Bundesvorsitzenden Udo Voigt", wie Beier erklärt. Denn Frenz sei in den Verfassungsschutzberichten einfach zu oft aufgetaucht. Der so des Verrats Beschuldigte sagte am Mittwoch im SWR-Magazin "Report Mainz", er habe alles nur zum Wohle der Partei getan. Schließlich habe man kontrollieren wollen, wo die Ermittlungen hingehen.

(RPO Archiv)
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