Toulouse: Mordvideo aufgetaucht

Toulouse (RP) Der Fernsehsender Al Dschasira wird mutmaßliche Videoaufnahmen des Attentäters von Toulouse, Mohamed Merah, nicht veröffentlichen. Die Aufnahmen waren auf einem USB-Stick, begleitet von einem Brief, an das Pariser Büro des arabischen Senders geschickt worden. Auch der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy appellierte an den Sender, die Bilder nicht zu zeigen.

"Wir sind nicht sensationsgierig", sagte der Pariser Büroleiter von Al Dschasira, Zied Tarrouche. "Wir senden keine Bilder, ohne das Risiko und die Folgen abzuwägen." Eine Ausstrahlung sei nicht mit den eigenen ethischen Standards zu vereinbaren. Es war gestern noch nicht klar, wann das Video beim Sender eingegangen ist und wer es abgeschickt hat.

"Man kann die Schüsse im Moment der Morde hören", sagte der Büroleiter. "Man kann die Stimme der Person hören, die diese Anschläge begangen hat. Man kann auch die Schreie der Opfer hören, aber die Stimmen wurden verzerrt."

Die Aufnahmen enthielten keine neuen Informationen. Das Video zeige weder das Gesicht des Attentäters, noch enthalte es eine Stellungnahme. In dem Begleitbrief, der in mangelhaftem Französisch und mit etlichen Rechtschreib- und Grammatikfehlern verfasst wurde, hieß es, die Morde seien im Namen des internationalen Terrornetzwerks Al Qaida verübt worden.

Tarrouche erklärte, die Videoaufnahmen schienen aus Sicht des Attentäters entstanden zu sein. Möglicherweise habe die Kamera um seinen Hals gehangen. Die Aufnahmen seien leicht verwackelt, aber von hoher technischer Qualität.

Das Video wurde bearbeitet, wie der Büroleiter weiter mitteilte. Die Bilder seien von religiösen Liedern und Koranversen begleitet. Das nährte gestern in Frankreich Spekulationen, dass Merah Mittäter oder zumindest Mitwisser gehabt haben muss.

Der 23-jährige Franzose algerischer Abstammung, der der salafistischen Szene in Frankreich zugeordnet wird, war in der vergangenen Woche bei einem Polizeieinsatz getötet worden. Merah sagte damals der Polizei, er habe Verbindungen zu Al Qaida, sei nach Afghanistan gereist und habe in Pakistan eine Schießausbildung erhalten.

Die Behörden bezweifeln einige dieser Angaben. Die Staatsanwaltschaft hatte nach der Auswertung von Überwachungskameras bereits erklärt, Mohamed Merah habe all seine Taten gefilmt, die am 11. März mit der Ermordung eines französischen Soldaten begannen. Später wurden zwei weitere Fallschirmjäger, drei jüdische Kinder und ein Rabbi getötet.

(RP)
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