Schmidt gegen Ausschluss Sarrazins aus der SPD

Hamburg/Berlin (may-) Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt hat sich gegen einen Ausschluss von Thilo Sarrazin aus der SPD ausgesprochen. Wie viele andere finde auch er einen solchen Schritt "nicht in Ordnung", sagte Schmidt der "Zeit". Man müsse "erst einmal zuhören und fragen und reden", betonte Schmidt. Er fügte hinzu: "Wir haben früher alle möglichen abweichenden Mitglieder der sozialdemokratischen Partei auch nicht als Erstes mit einem Ausschlussverfahren bedroht. Wir haben sie ertragen."

Zu der zentralen These Sarrazins, Identität und Bestand Deutschlands seien durch eine hohe Geburtenrate von Angehörigen der Unterschicht, insbesondere Migranten, gefährdet, sagte Schmidt wörtlich: "Das sehe ich im Augenblick nicht. Aber ich muss Ihnen bekennen, dass ich schon in den frühen 70er Jahren eine Bremsung der Einwanderung aus allzu fremden Kulturen als notwendig erkannt und später gefördert habe. Als ich das Amt des Regierungschefs antrat, hatten wir 3,5 Millionen ausländische Arbeitnehmer hier; als ich abgab, waren es immer noch 3,5 Millionen. Jetzt sind wir bei knapp sieben Millionen Ausländern."

Menschen aus einer westeuropäischen Kultur, aus Spanien oder Portugal, ließen sich integrieren. Auch mit Menschen aus Polen gelinge dies. "Wenn Sie aber jemanden aus Kirgisistan oder Afghanistan hierher verpflanzen, ohne dass seine Kinder ein bisschen Deutsch verstehen, dann haben Sie spätestens in der Schule Probleme."

Schmidt hob hervor, selbst darauf hingewirkt zu haben, "dass die Anwerbung von sogenannten Gastarbeitern gestoppt und die Rückkehrmöglichkeiten ausgeweitet wurden". Schmidt: "Sie waren ja angeworben worden unter der Vorstellung, dass sie Gast-Arbeiter seien, der Gast würde eines Tages wieder nach Hause gehen. Das wollten aber viele gar nicht."

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