Persönlich Mitt Romney . . . könnte Trumps Quälgeist werden

Es ist schon seltsam: Vor gerade fünf Jahren, da war Mitt Romney so etwas wie das Retro-Modell eines Politikers, ein Mann von gestern. Zumindest wirkte es so, denn 2012 verlor der Republikaner und ehemalige Gouverneur von Massachusetts die US-Präsidentenwahl gegen den Charismatiker Barack Obama. Romney, der mormonische Oberschichtenspross, gemäßigte Konservative, frühere Chef des Finanzinvestors Bain Capital und Multimillionär, entwickelte zu wenig Strahlkraft, um Obama ernsthaft in Bedrängnis zu bringen.

Heute, im Wahljahr 2018 - Anfang November werden das Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu besetzt -, steht Romney, obwohl schon 70, für eine mögliche republikanische Erneuerung. So ändern sich die Zeiten. Genauer: So ändert sich das politische Personal, das den Ton angibt.

Romney sei "ein Mann der Ehre, des Anstands und der ernsthaften Leistung", schrieb die "New York Times". Klar, wer sozusagen das geborene Gegenbild zu dieser Eloge ist: Donald Trump. Tatsächlich könnte Romney, ein hartnäckiger Kritiker des Präsidenten und dessen rechter Entourage, im November vollends zu Trumps Quälgeist werden - wenn er nämlich für den Mormonenstaat Utah in den US-Senat gewählt wird. Das ist gerade ein bisschen wahrscheinlicher geworden, denn die Republikaner brauchen einen neuen Kandidaten. Amtsinhaber Orrin Hatch (83), der dienstälteste republikanische Senator, tritt nicht wieder an, obwohl Trump das gern gesehen hätte.

Offiziell hält sich Romney noch bedeckt, ob er kandidieren will; Freunden gegenüber soll er sich dazu aber bereiterklärt haben. Tritt er an, gilt er bei den republikanischen Vorwahlen als Favorit. Und dass am Ende ein Republikaner gewählt wird, ist so gut wie sicher - zuletzt gewann 1970 ein Demokrat einen Senatssitz für Utah. Es wird also interessant. Und möglicherweise noch ein bisschen ungemütlicher für Trump.

Frank Vollmer

(RP)
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