Hässliche Wende im Wahlkampf

Die Pause im französischen Präsidentschaftswahlkampf dauerte keine 48 Stunden. Noch am Montag hatten sich die Kandidaten schier überboten in ihren Aufrufen zur nationalen Einheit. Doch kaum scheint sich abzuzeichnen, dass die Bluttaten in Toulouse und Montauban einen islamistischen Hintergrund haben, ist es mit der Einheit auch schon wieder vorbei. Scheinbar erleichtert, dass der Verdächtige nicht ihrem rechtsextremen Umfeld entstammt, prescht Marine Le Pen vor, ruft zum Kampf gegen das angeblich unterschätzte fundamentalistische Risiko auf und fordert lautstark ein Referendum über die Todesstrafe in Frankreich.

Es stellen sich freilich Fragen. Etwa, wie es dazu kommen konnte, dass der mutmaßliche Täter nach Ausbildung in afghanischen und pakistanischen Trainingslagern nach Frankreich zurückkehren, dort lange unbehelligt leben und dann zum Serienkiller werden konnte. Doch wenn Le Pen wettert, der Franko-Algerier sei zunächst Muslim und erst dann Franzose, versucht die Chefin der rechtsnationalen Front National das Thema auf widerwärtige Weise politisch auszuschlachten. Dieser Wahlkampf hat seinen Wendepunkt erreicht. Die Stimmung ist eine andere, die Frage der inneren Sicherheit, die bisher kaum eine Rolle spielte, rückt in den Vordergrund. Der Ton ist vorgegeben. Und er ist hässlich.

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(RP)
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