Gaddafi-Sohn als Hirte getarnt

Sintan (RP) Libyens Übergangsregierung will den festgenommenen Gaddafi-Sohn Saif al-Islam (39) nicht an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausliefern. Das Volk wolle ihn im eigenen Land vor Gericht sehen, sagte Informationsminister Mahmud Schammam gestern in Tripolis.

Der Gaddafi-Sohn hatte sich auf der Flucht mit traditioneller Tuareg-Kleidung getarnt und sich als ein Kamelhirte namens Abd al-Salam ausgegeben. Am Wochenende wurde seine Ergreifung in ganz Libyen mit Hupkonzerten und Freudenschüssen gefeiert. Der Internationale Strafgerichtshof wirft Saif al-Islam Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Chefankläger Luis Moreno Ocampo sagte, er werde heute nach Libyen reisen und mit dem Nationalen Übergangsrat sprechen. Saif al-Islam droht die Todesstrafe. Die nationalen Regierungen hätten das Recht, ihre eigenen Bürger wegen Kriegsverbrechen vor Gericht zu stellen, erklärte Ocampo. Sein Ziel sei es, ein faires Verfahren sicherzustellen. Menschenrechts-Organisationen forderten, Saif al Islam nach Den Haag zu überstellen. Sie verwiesen auf die Tötung seines Vaters Muammar al Gaddafi und seines Bruders Mutassim. Das sei Anlass zur Sorge.

Milizionäre aus der Bergstadt Sintan hatten Saif al-Islam in der Nacht zu Samstag in der Sahara aufgegriffen. Er habe um sein Leben gebangt, sagte einer der Männer. "Er dachte, dass wir ihn töten."

Internet Der Gaddafi-Clan – das geschah mit seinen Mitgliedern: www.rp-online.de/politik

(RP)
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