IT-Unternehmen mit Bezug zum Iran Meerbuscher Firma hilft Teheran offenbar bei Internet-Abschottung

Meerbusch · Die Islamische Republik ist seit Jahren bemüht, sich vom globalen Internet abzukoppeln. Der Staat blockiert soziale Medien und Nachrichtenseiten. Nun will der Iran ein nationales Internet erschaffen, involviert ist wohl die Firma Softqloud aus Meerbusch.

Die Protestbewegungen im Iran kämpfen auch gegen die Internetzensur.

Die Protestbewegungen im Iran kämpfen auch gegen die Internetzensur.

Foto: dpa/Jonas Walzberg

Wie kommen Menschen in einem Land, das die freie Presse nicht kennt, an Informationen? Der leichteste Weg ist das Internet. Wenig verwunderlich also, dass die Machthaber im Iran bemüht sind, das Internet unter ihre Kontrolle zu bringen. Eine wichtige Rolle dabei spielt offenbar die Firma Softqloud mit Sitz in Meerbusch. Das geht aus Recherchen von Correctiv, netzpolitik.org und der „taz“ hervor.

So soll es in Meerbusch ein Geflecht aus Tarnfirmen geben, die mit dem Regime in Teheran verbunden sind. Im Mittelpunkt steht Softqloud, offenbar ein Ableger von Arvancloud. Arvancloud soll dazu beitragen, alle Verbindungen aus dem Iran nach außen abzuschalten. Weil das Abschalten des Netzes aufwendig und teuer ist, arbeitet Arvancloud an einer nationalen Cloud-Struktur. Möglichst viele Unternehmen sollen auf diese Plattform geholt werden. Sollten internationale Digital-Verbindungen gekappt werden, könnten diese Dienste weiter erreichbar sein. So haben schon jetzt Behörden ihre Webseiten bei der Firma Arvancloud, die dem Regime Kontrollbefugnisse gewährt. Die Recherchen offenbaren, dass für dieses Projekt auch die Infrastruktur von Softqloud in Meerbusch genutzt wird.

Das iranische Netz soll über vier „Brücken“ nach außen ins internationale Internet verfügen. Eine befindet sich demnach in Meerbusch. Die Softqloud GmbH, die in Frankfurt und den Niederlanden zwei Datenzentren betreibt, soll 6000 Internetadressen beheimaten, darunter etwa die des Agrarministeriums. Hinzu kommt: Arvancloud soll auch Zahlungen über den deutschen Ableger abgewickelt haben. Bis zum Redaktionsschluss hat sich Softqloud auf Anfrage unserer Redaktion nicht geäußert. Auf „taz“-Nachfrage bestritt die Geschäftsführerin den Einfluss iranischer Geheimdienste. Die Verträge rund um Arvancloud seien gekündigt worden.

Tareq Sydiq ist Politikwissenschaftler und Iran-Experte an der Universität in Marburg. Überlegungen zur Internetabschottung würde es seit der Grünen Bewegung 2009 geben. Dienste wie Twitter sind seitdem nicht erreichbar. „Was aktuell passiert, ist, dass Filterung stattfindet. Der Staat blockiert gewisse Seiten, etwa solche, die kritisch berichten“, sagt Sydiq. Nutzer müssten per VPN versuchen, diese Seiten und Apps zu erreichen. Doch das ist aufwendig. Seit Jahren würden Iraner kreative Wege finden, die Zensur zu umgehen. Das will der Staat verhindern, etwa indem iranische Messengerdienste aufgebaut werden. „Diese werden aber kaum genutzt,“ so der Forscher. Nun sei der Staat bemüht, ein eigenes Internet zu erschaffen. „Dabei spielt das Internet in einem Land, das keine freie Presse kennt, eine riesige Rolle“, sagt Sydiq. Im Iran werden übrigens nicht nur westliche Nachrichtenseiten gesperrt. Immer wieder werden auch Geschwindigkeiten gedrosselt.

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