Bis dicht vor den Präsidentenpalast vorgerückt Eingefrorene Konten rufen Demonstranten auf den Plan

Buenos Aires (rpo). In Argentinien haben am Donnerstagabend tausende Bürger gegen die Regierung von Präsident Eduardo Duhalde demonstriert. In Buenos Aires richtete sich der Zorn der Bevölkerung gegen die Verordnung, Sparguthaben einzufrieren.

Mit dem rhythmischen Schlagen auf Kochtöpfe und Hupkonzerten reagierten die Demonstranten auf die jüngste Verordnung, dass ihre gesperrten Sparguthaben über Monate oder, je nach Höhe, sogar über Jahre eingefroren bleiben sollen. Die Proteste begannen zunächst in verschiedenen Mittelschichtsvierteln. Dann zogen die Demonstranten auf die zentrale Plaza de Mayo, überwanden die dortigen Barrieren und drangen bis dicht vor den Präsidentenpalast vor. Die Lage wurde als gespannt beschrieben.

Die inzwischen gestürzte Regierung von Fernando de la Rua hatte inmitten der sich verschärfenden Wirtschaftskrise Anfang Dezember verfügt, dass die Argentinier nur noch 1.000 Pesos (1.000 US-Dollar/1.100 Euro vor der Abwertung vom Sonntag) pro Monat von ihren Konten bar abheben dürfen. In dieser Woche wurde der Betrag auf 1.500 Pesos (1.071 Dollar nach der Abwertung) erhöht.

Nach dem am Donnerstag im Staatsanzeiger veröffentlichten Zeitplan werden unter anderem alle Einlagen auf Girokonten im Wert von mehr als 10.000 US-Dollar und von mehr als 3.000 Dollar auf Sparkassenkonten in Festgeld verwandelt. Für die Auszahlung der Festgeldanlagen wurden je nach Höhe und Währung Fristen festgelegt. Anlagen bis 10.000 Pesos werden beispielsweise vom kommenden März an in vier Monatsraten erstattet, Dollaranlagen über 30.000 Dollar hingegen erst ab September 2003 in 24 Monatsraten.

Argentiniens neuer Präsident Eduardo Duhalde, der am 1. Januar vom Kongress gewählt wurde, hatte den Bürgern zugesagt, dass derjenige, der US-Dollar auf sein Konto eingezahlt habe, auch Dollar wiederbekomme. Eine sofortige Auszahlung würde die Banken allerdings zusammenbrechen lassen. Erschwert wird deren Lage auch noch durch das gleichzeitige Versprechen Duhaldes, dass Dollarschulden bis 100.000 Dollar in Peso umgewandelt werden. Dies bedeutet, dass ein Teil der Aktiva der Banken abgewertet wird, die Passiva aber nicht. Die daraus entstehenden Verluste will die Regierung den Banken aus einer neuen Steuer auf Erdölexporte erstatten.

Die argentinische Zentralbank hob am Donnerstag den Bankenfeiertag auf und ordnete die Wiederaufnahme des seit 21. Dezember unterbrochenen Devisenhandels für Freitag an. Erstmals seit der Abwertung am Sonntag muss sich damit der Peso auf dem freien Markt bewähren. Die argentinische Regierung hatte am Sonntag den neuen offiziellen Wechselkurs auf 1,40 pro US-Dollar festgelegt, nachdem der Kongress die seit 1991 bestehende Eins-zu-Eins-Bindung aufgehoben hatte. Dieser Kurs soll aber nur im Außenhandel angewendet werden, bei sonstigen Devisengeschäften und an Wechselstuben gilt ein freier Kurs. Auf dem Schwarzmarkt hatte der Dollar in den vergangenen Tagen für bis zu 1,60 Pesos den Besitzer gewechselt.

(RPO Archiv)
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