Nach Zusammenstoß mit Militärs Ecuadors Indios brechen Dialog ab

Quito (dpa). Die aufständischen Indios in Ecuador haben am Montag die gerade erst begonnenen Gespräche über ihre Forderungen nach einer Rücknahme der Sparbeschlüsse der Regierung abgebrochen. Vorausgegangen war ein blutiger Zusammenstoß zwischen Indios und Militärs in der Amazonas-Provinz Napo, bei dem am Montag mindestens drei Menschen getötet und 27 verletzt wurden.

"Jetzt hat es ein Ende mit dem Dialog", sagte der Präsident des Indioverbandes Conaie, Antonio Vargas, und warf der Regierung von Präsident Gustavo Noboa "eine brutale Repression gegen das Volk, das vor Hunger stirbt" vor. Zu der Schießerei in der Provinz Napo war es gekommen, als die Armee versuchte, zwei von den Indios besetzte Brücken zu räumen. Die Armeeführung beschuldigte die Indios, die Soldaten mit Schusswaffen und Dynamitstangen angegriffen zu haben. Sie hätten außerdem den Flughafen der Provinzhauptstadt Tena besetzt, den Kontrollturm angezündet und die Landebahn aufgerissen.

Laut Rundfunkberichten gerieten Soldaten und Indios auch an den Hauptverkehrsstraßen des Landes, wo die Indios Barrikaden errichtet hatten, aneinander. In der Hauptstadt Quito wurden bei zwei Zusammenstößen insgesamt acht Menschen verletzt.

Die Regierung in Quito hatte am Freitag den Ausnahmezustand in Ecuador verhängt, nachdem die Indios mit ihren landesweiten Straßensperren für empfindliche Versorgungsengpässe gesorgt hatten. Die Wirtschaft klagt bereits über Millionenverluste. Ecuador leidet ohnehin unter einer schweren Wirtschaftskrise. Soziale Proteste haben in den vergangenen Jahren das Land das eine um das andere Mal erschüttert und im Januar 2000 auch den damaligen Präsidenten Jamil Mahuad zum Rücktritt gezwungen.

Die jüngsten Proteste hatten sich an der am 27. Dezember von der Regierung zur Sanierung des Staatshaushaltes verfügten Preiserhöhung für Gas, Benzin und Transportmittel entzündet. Auf ihre Forderung nach Rücknahme der Preiserhöhungen sattelten die Indios am Montag auch noch die nach Rücktritt von Innenminister Juan Manrique und Verteidigungsminister Hugo Unda auf. Außerdem verlangen sie, die Abschaffung der Landeswährung Sucre rückgängig zu machen.

Ecuador hatte im vergangenen Jahr nach einem dramatischen Wertverfall des Sucre den US-Dollar als alleiniges Zahlungsmittel eingeführt. Damit sollte unter anderem die Inflation eingedämmt werden, was bisher noch nicht gelungen ist. Die Verwendung einer fremden Währung, die sie nicht selbst in Umlauf bringen kann, zwingt die Regierung aber auch zu einer strengeren Haushaltsdisziplin.

(RPO Archiv)
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