Diskussion um Papst-Rede im Bundestag Union greift Grüne scharf an

Berlin (RPO). Die von der Grünen-Parteispitze geäußerten Vorbehalte gegen die geplante Rede des Papstes im Bundestag haben in der Union Kritik ausgelöst. "Die Grünen sind einfach nur noch gegen alles und jeden", sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe in einem Interview.

Auszüge aus dem Papst-Buch "Das Licht der Welt"
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Foto: dapd

Es sei "eine große Ehre" für das deutsche Parlament, wenn der Papst im nächsten Jahr dort spreche, sagte er dem Nachrichtenportal "Welt Online" vom Freitag.

Papst Benedikt XVI. wird im September Deutschland besuchen und soll dabei als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche eine Rede vor dem Bundestag halten. Dort sprechen in seltenen Fällen ausländische Politiker oder Personen der Zeitgeschichte, etwa bei Gedenkveranstaltungen. Die Grünen hatten sich im Ältestenrat des Parlaments gegen den Auftritt des Papstes ausgesprochen. Sie begründeten dies damit, dass der Bundestag "weltanschaulich neutral" sei. Wenn der Papst dort sprechen dürfe, stelle sich auch die Frage, welche Repräsentanten anderer Religionsgemeinschaften eingeladen würden, sagte Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck.

CSU-Vize-Generalsekretärin Dorothee Bär erklärte dazu: "Das ist typisch Grün: Einfach mal wieder nur dagegen." Der Sprecher der Grünen im Bundestag, Michael Schroeren, bezeichnete die harte Kritik der Union an der Haltung seiner Partei als "unsinnig". "Selbstverständlich" würden die Abgeordneten der Grünen die Papst-Rede im Bundestag verfolgen, erklärte Schroeren. Die Sorge der Partei gelte einzig der Frage der Gleichbehandlung der Religionen durch den Bundestag.

Ströbele: Saal verlassen

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele kündigte indes an, während der Rede des Papstes den Saal zu verlassen. Das habe er auch bei den Auftritten des damaligen US-Präsidenten George W. Bush und des russischen Präsidenten Wladimir Putin gemacht, sagte Ströbele der Online-Ausgabe der "Mitteldeutschen Zeitung". Er begründete dies damit, dass sich Benedikt XVI. nicht zur "Schuld" der katholischen Kirche in Südamerika bei der Christianisierung der Ureinwohner bekenne und mit der Teufelsaustreibung eine Institution aus dem Mittelalter fördere.

Scharfe Kritik an der geplanten Papst-Rede übte der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD). Der Bundestag mache damit "einen Kniefall" vor einem Religionsführer, der Homosexuelle herabwürdige und ihnen die rechtliche Gleichstellung vorenthalten wolle, erklärte LSVD-Sprecher Manfred Bruns.

(AFP)
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