Aktuelle Umfrage zur Euro-Krise Griechenland: Deutsche für Schuldenerlass

Berlin (RPO). Insolvenz, mehr Hilfen oder Schuldenschnitt? So richtig hat die Politik noch immer keinen Lösungsweg gefunden, wenn es um den Problemfall Griechenland geht. Und das nagt am Vertrauen der Bürger. Die Wähler jedenfalls sehen die Entscheidung für die Ausweitung des Rettungsschirms alles andere als richtig - und stehen damit in völligem Gegensatz zur Politik der Bundesregierung.

Der Euro-Rettungsschirm ESM
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Foto: dpa, Boris Roessler

Berlin (RPO). Insolvenz, mehr Hilfen oder Schuldenschnitt? So richtig hat die Politik noch immer keinen Lösungsweg gefunden, wenn es um den Problemfall Griechenland geht. Und das nagt am Vertrauen der Bürger. Die Wähler jedenfalls sehen die Entscheidung für die Ausweitung des Rettungsschirms alles andere als richtig - und stehen damit in völligem Gegensatz zur Politik der Bundesregierung.

Wolfgang Bosbach war mächtig gescholten worden, als er mit Nein stimmte, als im Bundestag über die Ausweitung des Rettungsschirmes gestimmt hatte. Doch der Rheinländer wusste viele Wähler hinter sich. Und auch der aktuelle ARD-Deutschlandtrend zeigt, dass die Mehrheit ganz genauso entschieden hätte wie der CDU-Abgeordnete.

Demnach halten 54 Prozent der Befragten die Ausweitung des Rettungsschirms für falsch und nur 38 Prozent für richtig. Allerdings sind sich die Bürger unsicher, wenn es darum geht, ob man den Griechen überhaupt noch helfen sollte. 53 Prozent sind dafür, 42 Prozent dagegen. Das aber, so versichern deutsche und europäische Politiker - trotz einiger Insolvenzzwischenrufe immer wieder - ist nicht wirklich die ursächliche Frage. Denn schließlich hängt von der Entwicklung in Griechenland auch die Entwicklung der Euro-Zone ab.

Mehrheit für Europa-Volksabstimmung

Nach dem Deutschlandtrend steigen aber auch die Befürworter des Schuldenerlasses, den auch immer mehr Experten als einzigen Ausweg aus der griechischen Misere sehen. Gerade in diesen Tagen, nachdem Athen zugegeben hatte, dass es die gesteckten Sparziele wohl nicht einhalten wird können. Und so sagen auch 66 Prozent der Deutschen - und damit sechs Prozent mehr als im Vormonat -, dass ein Schuldenerlass der richtige Weg aus der Krise ist. Nur noch 23 Prozent (sechs Prozent weniger) sind für eine Ausweitung des Rettungsschirmes.

Dass das Vertrauen in effektives Handeln der deutschen, aber auch der europäischen Politiker angeknackst ist, zeigt auch noch ein weiterer Punkt aus der Umfrage. Denn nach den Vorstellungen von Frankreich und Deutschland sollten die Euro-Staaten mehr zusammenarbeiten, eine Art Wirtschaftsregierung wurde vorgeschlagen.

Doch die Skepsis der Wähler in dieser Hinsicht scheint groß zu sein. Denn 80 Prozent der in der Umfrage Befragten sagen, sie wollen eine Volksabstimmung, sollte die Europäische Union mehr Rechte bekommen - also genauso, wie es etwa in Irland der Fall war, als es um die Abstimmung über den Vertrag von Lissabon, den EU-Vertrag, ging. In Deutschland allerdings ist so etwas verfassungsrechtlich nicht vorgesehen.

Schäuble am beliebtesten

Immerhin vertrauen die Bürger aber weiterhin der Europäischen Union. Denn 58 Prozent stimmen mit Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy darin überein, dass es ein "mehr Europa" geben sollte. Doch die Anhängerschaft schwindet. Im vergangenen Monat machten die Befürworter im Deutschlandtrend noch 64 Prozent aus.

Trotz des sinkenden Vertrauens in die Berliner Parteien gerade angesichts der Europapolitik (in der Sonntagsfrage konnte diesmal neben den Piraten nur die SPD zulegen, alle anderen Parteien verloren), ist der beliebteste Politiker noch immer der, der sich eben genau mit dem Problem Euro-Krise beschäftigt: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. 57 Prozent der Deutschen sind mit seiner Arbeit zufrieden.

Doch der ewige Streit um Positionen macht sich inzwischen auch in der Koalitionsfrage bemerkbar. Die Zeiten, in denen Rot-Grün vor Schwarz-Gelb lag, sind vorbei. Denn trotz der Erfahrungen der vergangenen Bundesregierung und des 2009 zunehmenden Rufes nach einem Wechsel ist plötzlich wieder die Große Koalition die beliebteste Option - mit immerhin 51 Prozent. Vielleicht drückt das auch nur den Wunsch der Wähler an die Politik aus, endlich mal an einem Strang zu ziehen, damit die Europäische Union und der Euro nicht den Bach heruntergehen.

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