Fachkräftemangel Frauen-Anteil in der Bundespolizei-Ausbildung bei unter einem Drittel

Berlin · Die Bundespolizei kämpft mit Fachkräftemangel. Viele Bewerber entsprechen nicht den Anforderungen. Ferner gibt es zu wenig Frauen, die sich für den Beruf interessieren.

 Nach Ansicht von Experten schrecken viele junge Leute vor den Arbeitsbedingungen bei der Polizei zurück. Problematisch ist mitunter die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Symbolbild).

Nach Ansicht von Experten schrecken viele junge Leute vor den Arbeitsbedingungen bei der Polizei zurück. Problematisch ist mitunter die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Symbolbild).

Foto: dpa/dpa, mb tmk

Nach der Aufstockung von Stellen bei der Bundespolizei gibt es in diesem Jahr mehr Auszubildende als zuvor. Der Anteil junger Frauen liegt jedoch bei niedrigen 32 Prozent. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Demnach hatten in diesem Jahr bis Anfang Oktober insgesamt 2369 Personen ihre Ausbildung für den Mittleren Dienst bei der Bundespolizei begonnen. Aber nur 576 davon sind weiblich.

Schon nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York hatte die Bundesregierung beschlossen, mehr Stellen bei der Bundespolizei zu schaffen. Auch angesichts der drastisch erhöhten Zuwanderung in den Jahren 2015 und 2016 wurde ein deutliches Plus gewährt.

So stieg die Zahl der Auszubildenden kontinuierlich an. 1854 Anwärter gab es 2016, im vergangenen Jahr waren es 2264, in diesem Jahr noch einmal 100 mehr. Zu keinem Zeitpunkt überschritt jedoch der Frauenanteil die Ein-Drittel-Marke. Aus Sicht von Irene Mihalic, innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion und selbst ausgebildete Polizistin, ist das nicht akzeptabel. „Auch bei der Ausbildung sind Frauen bei den Polizeien des Bundes noch unterrepräsentiert“, sagte Mihalic unserer Redaktion. In weiten Teilen handle es sich um Männerdomänen. „Das entspricht nicht dem Querschnitt der Gesellschaft, den die Polizei anstrebt“, sagte Mihalic.

Die Frauenvorsitzende der Bundespolizei in der Gewerkschaft der Polizei, Erika Krause-Schöne, stößt in dasselbe Horn. „Der Anteil weiblicher Auszubildender ist noch viel zu niedrig.“ Doch wie kann die Bundespolizei attraktiver für junge Frauen werden? Schließlich steht sie in einem harten Wettbewerb um Fachkräfte. Bei der Gewerkschaft gibt es mehrere Ansätze. „Dazu gehört, dass das Bundesinnenministerium eine anteilige Kostenübernahme der Kinderbetreuung gewährt, wenn eine junge Polizistin kurzfristig zu einem Sondereinsatz oder zu einer Übung verreisen muss“, forderte Krause-Schöne. Außerdem bräuchten die Auszubildenden mehr Planungssicherheit. „Es kann nicht sein, dass sie oft erst wenige Wochen vor Ausbildungsende erfahren, wo im Bundesgebiet sie eingesetzt werden“, sagte sie.

Doch ein Grundproblem hat die Bundespolizei ebenso wie viele Landespolizeien in Deutschland: Es gibt insgesamt zu wenig geeignete Bewerberinnen und Bewerber. „Der Bund ist gefordert, ohne Absenkung der Leistungsanforderungen mehr Anreize für den Beruf zu schaffen“, sagte Krause-Schöne. Da passen jedoch Meldungen aus den Ländern nicht ins Bild, wonach durchaus die Einstellungsvoraussetzungen gelockert werden – auch wenn es zuletzt lediglich um äußerliche Körpermerkmale ging. Das Land Berlin schaffte beispielsweise die Vorgaben für die Mindestgröße ab. Jetzt können sich auch Frauen und Männer bewerben, die kleiner als 1,60 oder 1,65 Meter sind. Und unauffällige Tattoos sind seit Ende 2017 kein Ausschlusskriterium mehr. 

(jd)
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