Interview mit Ulrike Scharf „Ein starkes Signal für Frauen“

München · Die Chefin der Frauen-Union der CSU, Ulrike Scharf, wirbt im Interview mit unserer Redaktion für eine neue Frauenquote und benennt Defizite in der CSU-Landesgruppe in Berlin.

 Ulrike Scharf ist die neue Vorsitzende der CSU-Frauen-Union.

Ulrike Scharf ist die neue Vorsitzende der CSU-Frauen-Union.

Foto: picture alliance / SvenSimon/Frank Hoermann/SVEN SIMON

Vor dem CSU-Parteitag an diesem Wochenende in München wächst der Widerstand gegen eine Ausweitung der Frauenquote, wie sie nun im Leitantrag enthalten ist. Über die Quote und die mangelnde Präsenz von Frauen in Partei und Gremien sprachen wir mit der Vorsitzenden der CSU-Frauen-Union, Ulrike Scharf.

Die CSU sollte jünger, moderner, weiblicher werden. Klappt das mit dieser Parteireform?

Scharf Davon bin ich überzeugt. Wir haben vieles auf den Prüfstand gestellt und intensiv darum gerungen, wie wir junge Leute, wie wir Frauen besser an die CSU binden. Wir werden moderner, digitaler, jünger und weiblicher.

Weil Mitglieder der Frauen-Union nun auch der CSU angehören sollen?

Scharf Wir brauchen mehr weibliche Mitglieder in der CSU und müssen aus dem Schatz der Frauen-Union schöpfen. Auf unserer Landesversammlung haben wir einen Leitantrag verabschiedet, der eine Doppelmitgliedschaft vorsieht. Das bedeutet, dass neue Mitglieder der Frauen-Union zukünftig automatisch auch Mitglieder in der CSU sind. Bestandsmitglieder der Frauen-Union werden mit einem attraktiven Willkommenspaket und einer Probemitgliedschaft an die CSU herangeführt.

Ist damit die Quotendebatte innerhalb der CSU abgeräumt?

Scharf Die Quote bleibt als Instrument wichtig, um die Frauen in der CSU sichtbarer zu machen. Bisher sind die Vorstände auf Bezirks- und Landesebene mit 40 Prozent Frauen besetzt. Der konsequente nächste Schritt ist, die Quote auf Kreisvorstände auszudehnen. Hinzu kommt, dass auf allen drei Ebenen in den engeren Vorständen Parität herrschen muss: 50 Prozent Frauen, 50 Prozent Männer. Das ist ein starkes Signal für Frauen.

Bei der CSU im Bundestag ist das Verhältnis Mann-Frau bei den Abgeordneten 38:8, bei den Arbeitsgruppenchefs 7:1, im Vorstand 4:1 und bei den Ministern 3:0. Braucht die Landesgruppe auch die Quote?

Scharf  Damit können wir überhaupt nicht zufrieden sein. Das bildet unsere Gesellschaft nicht richtig ab. Sowohl im Bundestag als auch im Landtag ist der Anteil der CSU-Frauen der schlechteste seit 20 Jahren. Wir müssen an der Basis beginnen. Wir müssen die Frauen sehr viel mehr befähigen und begleiten, damit sie Kandidaturen annehmen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das erfolgreiche Mentoring-Programm der Frauen-Union Bayern. Mein Direktmandat habe ich mir damals auch hart in einer Kampfkandidatur erarbeitet. Das erfordert Mut und eine klare Strategie.

Wie wollen Sie sicherstellen, dass der Frauenanteil bei der CSU im Bundestag 2021 steigt?

Scharf Wir sind uns einig: Mehr Frauen in der CSU - eine stärkere weibliche Mitgliederbasis ist die Voraussetzung für mehr Frauen in den Parlamenten und Rathäusern!

Bleibt die Parität an der CSU-Spitze Ziel?

Scharf So ist es im Leitantrag für den Parteitag formuliert. Wir wollen eine gleiche Teilhabe von Frauen und Männern in unserer Partei verwirklichen. Zukünftig gilt dies als Zielbestimmung in der CSU. Damit stellen wir klar, dass eine gleiche Berücksichtigung von Frauen und Männern Ziel unserer Partei ist.

Das beschließen Sie am Samstag für 2021, gewählt wird aber schon am Freitag. Wäre umgekehrt sinnvoller gewesen?

Scharf Der Leitantrag sowie alle anderen Anträge müssen vom Parteitag beschlossen werden. Zudem ist der Beschluss einer Satzungsänderung notwendig. Die Umsetzung der Beschlüsse erfolgt dann bei den Wahlen 2021.

Wird es dann irgendwann Zeit für eine Frau an der CSU-Spitze?

Scharf Die Frage stellt sich im Moment nicht. Wir schaffen jetzt die Voraussetzungen, dass mehr Frauen sich engagieren und Verantwortung übernehmen können. Natürlich muss für die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und politischem Engagement gesorgt werden.

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