Sohn von RAF-Opfer appelliert an Informanten Buback will Entscheidung über Klar-Gnade nicht beeinflussen

Berlin (RPO). Neutral verhalten will sich der Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback in der Frage der Begnadigung des früheren RAF-Terroristen Christian Klar. Er habe keine Einwände für oder gegen eine entsprechende Entscheidung von Bundespräsident Horst Köhler. Wichtig sei es jedoch, die Täter zu kennen.

Das sagte Michael Buback am Mittwochabend in einem Interview der ARD-"Tagesthemen". Buback war am Mittwoch laut ZDF einer der Gesprächsteilnehmer, mit denen Köhler über die Begnadigung Klars beriet.

Der Sohn des Generalbundesanwaltes sagte im "Heute-Journal", er habe von einem Anrufer die Auskunft bekommen, dass weder Klar noch Knut Folkerts auf dem Motorrad gesessen hätten, von dem aus sein Vater erschossen wurde. Der Sohn Siegfried Bubacks appellierte an den Informanten, sein Wissen auch an die zuständigen Stellen weiterzugeben. Der Täter sollte sich zur Tat bekennen, forderte Buback. Die Aufklärung sei auch für die Aufarbeitung der Vergangenheit wichtig. Die Generalbundesanwaltschaft will dem Hinweis nachgehen.

Nach Ansicht Bubacks kann man von Klar nicht verlangen, dass er seine Taten bereut. Aber der Häftling müsse gefragt werden, ob er tatsächlich nicht geschossen habe, meinte der Chemie-Professor. Buback betonte, er sei sehr froh, dass er weitere Informationen bekommen habe. Sie seien wichtig, auch wenn es noch nicht die Information sei, die er sich wünsche.

An dem Anschlag auf den Generalbundesanwalt am 7. April 1977 in Karlsruhe waren drei RAF-Terroristen beteiligt. Zwei Täter fuhren auf einem Motorrad neben den Mercedes von Buback. Einer der Männer feuerte 15 Schüsse in den Wagen. Buback und sein Fahrer Wolfgang Göbel starben am Tatort. Der Justizbeamte Georg Wurster erlag eine Woche später seinen Verletzungen im Krankenhaus. Die Mörder wurden von einem dritten Komplizen erwartet und flüchteten in einem Alfa Romeo. Sie wurden als Klar, Folkerts und Günter Sonnenberg identifiziert. Alle wurden verurteilt.

Klar muss mindestens bis 2009 in Haft bleiben, ehe über eine Freilassung auf Bewährung entschieden werden kann. Er hat jedoch ein Gnadengesuch beim Bundespräsidenten gestellt.

Wirkung von Politikern unterschiedlich eingeschätzt

Der rechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Gehb, meinte in der "Berliner Zeitung", die Entscheidung des Bundespräsidenten könne nicht durch die Äußerung eines Opferangehörigen stehen oder fallen. "Mich würde so etwas nicht entscheidungserheblich beeinflussen", sagte er. Auch sei Buback nur einer von zahlreichen Angehörigen der RAF-Opfer.

Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) sagte derselben Zeitung, er glaube, die schon bisher guten Voraussetzungen für die Begnadigung Klars hätten sich durch die Stellungnahme Bubacks verbessert.

Die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte im SWR, die Geschichte des Terrorjahres 1977 müsse nicht neu geschrieben werden. Es würden aber möglicherweise wichtige Details in neuem Licht erscheinen und für die Gnadenentscheidung des Bundespräsidenten hilfreich sein, sagte die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion.

(ap)
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