Täter wollten laut Zeitung Islam verteidigen Mordanschlag auf Bibel-Verlag offenbar religiös motiviert

Istanbul (RPO). Bei dem grausamen Überfall auf einen christlichen Verlag in der Türkei am Mittwoch wurden drei Menschen - darunter ein Deutscher - brutal ermordet. Die Täter hätten ausgesagt, so berichtet eine Zeitung, sie hätten den Islam verteidigen wollen.

Überfall auf Bibel-Verlag in der Türkei
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Nach dem brutalen Überfall auf ein christliches Verlagshaus in der Türkei haben die Behörden am Donnerstag fünf weitere Verdächtige festgenommen. Damit waren nach der Bluttat bereits zehn Personen in Polizeigewahrsam. Vier der am Mittwoch Festgenommenen erklärten laut einem Bericht der Zeitung "Hürriyet", sie hätten ihre Opfer ermordet, um den Islam zu schützen. Bei dem Überfall wurden ein Deutscher und zwei türkische Mitarbeiter des Zirve-Verlags getötet.

"Wir haben das nicht für uns selbst getan, sondern für unsere Religion", zitierte "Hürriyet" die Verdächtigen. Der Überfall sei "eine Lektion für die Feinde unserer Religion". Laut der Nachrichtenagentur Anadolu hatte jeder der vier Männer einen Brief bei sich, in dem sie sich als "Brüder" bezeichnen, die in den Tod gehen. Medienberichten zufolge handelt es sich um Studenten, die in einem Gebäude einer islamischen Stiftung wohnten. Die am Donnerstag Festgenommenen seien ebenfalls etwa 20 Jahre alt, sagte der Gouverneur von Malatya, Halil Ibrahim Dasöz.

Außenminister Abdullah Gül erklärte, der Überfall habe das Ansehen der Türkei im Ausland beschädigt. Er habe sich gegen den Frieden, die Tradition der Toleranz und die Stabilität des Landes gerichtet, sagte Gül am Donnerstag.

Die Angreifer hatten ihre Opfer an Händen und Füßen gefesselt und ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Einer der Männer habe zunächst noch gelebt und sei im Krankenhaus gestorben, sagte Gouverneur Dasöz. Nach seinen Angaben lebte der getötete Deutsche seit 2003 in Malatya. Laut Anadolu handelt es sich um den 46 Jahre alten Tilman G.

In Istanbul protestierten rund 150 Menschen gegen den Überfall und zeigten sich solidarisch mit der christlichen Minderheit in der Türkei. Sie entzündeten Kerzen und entfalteten ein Plakat mit der Aufschrift "Wir sind alle Christen".

Gegen den Zirve-Verlag hat es schon mehrfach Proteste gegeben. Die Mitarbeiter seien kürzlich bedroht worden, sagte Geschäftsführer Hamza Özant dem Sender CNN-Turk. Malatya gilt als Hochburg der Nationalisten. Aus der Stadt stammt auch Mehmet Ali Agca, der 1981 das Attentat auf Papst Johannes Paul II. verübte. Dem Überfall vom Mittwoch waren mehrere Angriffe auf die christliche Minderheit in der Türkei vorangegangen. Unter anderem wurde im Februar vergangenen Jahres ein katholischer Priester in der Stadt Trabzon am Schwarzen Meer von einem Jugendlichen erschossen.

(afp)
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