Kommentar Auch Christian Wulff hat eine Würde

Berlin · Heute Abend wird Ex-Bundespräsident Christian Wulff zu den Klängen von "Over the rainbow" zum vorerst letzten Mal auf der Bühne der Berliner Republik stehen. Dazu ein Kommentar von Michael Bröcker.

Reaktionen auf Wulffs Rücktritt
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Foto: dpa, Hannibal Hanschke

Heute Abend wird Ex-Bundespräsident Christian Wulff zu den Klängen von "Over the rainbow" zum vorerst letzten Mal auf der Bühne der Berliner Republik stehen. Dazu ein Kommentar von Michael Bröcker.

Der Große Zapfenstreich im Garten des Präsidentensitzes Schloss Bellevue ist die höchste militärische Zeremonie für scheidende politische Persönlichkeiten. Es wird ein trauriger Abend für Christian Wulff sein.

Zwei Monate Kritik, Spott und Häme liegen dann hinter dem Mann, der sich einst Staatsoberhaupt nennen durfte. Das politische Leben des früher als Kanzlerreserve gehandelten Konservativen ist verwirkt. Selbst als Anwalt wird der 52-jährige Christian Wulff wohl kaum noch arbeiten können, sein Ruf ist zerstört.

Seine Privilegien werden ihm die Abgeordneten streichen. Viel tiefer kann ein Politiker nicht mehr fallen. Christian Wulff ist von der öffentlichen Person zur 'persona non grata' verkommen.

Wenn die Ermittlungen vorüber sind und das Urteil es erlaubt, will Wulff ins Ausland gehen. Vorübergehend das Land verlassen, dem er politisch vorstand. Es ist schon jetzt Zeit, innezuhalten.

Die Kritiker und Spötter mögen nun Ruhe geben. Es geht inzwischen auch um die Würde des Menschen Christian Wulff. So schwer es auch fällt angesichts der Indizien. Bis zum Beweis des Gegenteils ist Christian Wulff unschuldig. Warten wir also die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ab, bevor wir ein endgültiges Urteil fällen.

Der Große Zapfenstreich zum Abschied ist jedenfalls richtig. Das Zeremoniell gilt dem Amt des Bundespräsidenten. Es ist gut, dass die Feier stattfindet. "Aufwachen, wenn die Wolken vorbeigezogen sind", lautet eine Zeile aus Wulffs Abschiedslied.

Es ist der Republik und Herrn Wulff zu gönnen, dass die Wolken des zweiten Präsidenten-Rücktritts in zwei Jahren vorbeiziehen und sich das Land wieder wichtigeren Themen widmet.

(csr)
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