Debatte um ehemaligen Bundespräsidenten Ex-SPD-Chef rät Wulff zu gemeinnütziger Arbeit

Baden-Baden · Auch am Tag des Großen Zapfenstreichs reißt die Debatte um Christian Wulff nicht ab. Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel empfiehlt dem Ex-Bundespräsidenten, einen "nicht unbeträchtlichen Teil des Ehrensolds für gemeinnützige Zwecke" zu spenden und "vielleicht selber eine gemeinnützige Arbeit" zu leisten.

 Moralische Instanz der SPD: Hans-Jochen Vogel.

Moralische Instanz der SPD: Hans-Jochen Vogel.

Foto: ddp, ddp

Im Südwestrundfunk (SWR) sagte Vogel am Donnerstag, damit könne Wulff die schwierige Phase, in die er nun eintrete, überwinden und "den Menschen eine akzeptable Botschaft vermitteln". Für die zahlreichen Absagen zum Großen Zapfenstreich zeigte Vogel Verständnis.

Nach allem, was passiert sei, wäre Wulff besser beraten gewesen, wenn er auf das Zeremoniell verzichtet und damit klar gemacht hätte, dass die traditionelle Verabschiedung "keine Frage der Rechthaberei" sei, sagte der ehemalige SPD-Chef.

Aus der kurzen Amtszeit des Ex-Bundespräsidenten würden aber auch zwei positive Erinnerungen bleiben, räumte Vogel ein. Zum einen habe Wulff seine Rolle als bislang jüngstes deutsches Staatsoberhaupt "in den ersten Monaten nicht schlecht angepackt". Außerdem habe sein "berühmter Satz" Bestand, dass der Islam heute zu Deutschland gehöre.

Hintze nimmt Wulff in Schutz

Die Empörung über den Zapfenstreich ist indes nach Ansicht des CDU-Politikers Peter Hintze übertrieben. "Ich finde, das ist aus dem Verhältnis herausgeraten", sagte der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag im Deutschlandfunk.

"Ich finde es schon unwürdig, dass wir jetzt darüber diskutieren", sagte Hintze im ZDF-"Morgenmagazin" mit Blick auf den Zapfenstreich. Er wies auf Wulffs Beiträge zur Integrationspolitik und seine "Ideen zu Europa" hin. "Das wird die Präsidentschaft überdauern. Deswegen finde ich es richtig, dass wir ihn auch würdig verabschieden mit dem Großen Zapfenstreich."

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft erneuerte indes ihre Kritik an Wulff. Mit einem Verzicht auf Versorgung und Zapfenstreich hätte Wulff Türen öffnen können, die derzeit verschlossen seien, sagte die stellvertretende SPD-Vorsitzende am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". Sie betonte, sie könne überhaupt nicht mehr nachvollziehen, was in Wulffs Kopf vorgehe.

Kraft erneuert Kritik an Wulff

Kraft sagte, die Vorwürfe gegen den ehemaligen Bundespräsidenten hätten dem politischen Betrieb insgesamt geschadet. Gleichzeitig seien dadurch Debatten beispielsweise zum Umgang mit Sponsoring angestoßen worden. Auch die Regelung zum Ehrensold müsse überdacht werden.

Drei Wochen nach seinem Rücktritt wird Ex-Bundespräsident Christian Wulff am Donnerstag um 18.40 Uhr in Berlin mit militärischen Ehren verabschiedet. Zum Großen Zapfenstreich im Garten des Amtssitzes Schloss Bellevue werden 200 Gäste erwartet, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ihre Teilnahme sei eine Selbstverständlichkeit, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

In den vergangenen Tagen war eine Debatte entbrannt, ob dem nach der Schnäppchenaffäre zurückgetretenen Wulff der Zapfenstreich überhaupt zusteht. Politiker der Opposition, aber auch aus den Reihen der Koalition hatten dies in Zweifel gezogen.

(KNA)
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