Wladimir Putin beim Papst Schmiedet der Kremlchef eine "heilige Allianz"?

Moskau/Rom · Kremlchef Putin macht schon dem dritten Papst seine Aufwartung im Vatikan. Er ist auf Versöhnungskurs für die Ost- und Westkirche. Russland aber bleibt für den Papst vorerst weiter unzugänglich.

Wladimir Putin beim Papst: Schmiedet Kremlchef eine "heilige Allianz"?
Foto: afp, ALEXEY NIKOLSKY

Kremlchef Wladimir Putin gilt aus Sicht seiner russisch-orthodoxen Glaubensbrüder als bewährtes Bollwerk gegen eine "antichristliche Revolution" im Westen. Und vor allem deshalb blickten sie mit großem Interesse auf den Besuch des russischen Präsidenten bei Papst Franziskus am Montag im Vatikan. Offiziell trifft Putin das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche zwar in seiner Funktion als Staatschef. Doch es geht um mehr.

Franziskus und Putin wollten über den Schutz von christlichen Minderheiten im Syrien-Konflikt und in Afrika sprechen, wie Putins Berater Juri Uschakow sagte. Die russisch-orthodoxe Kirche in Moskau teilte zudem mit, dass sie auch auf einen neuen Impuls für die Beziehungen zum Vatikan hoffe - und auf eine Anerkennung ihrer religiösen Führungsrolle in Russland. Kreml-Hardliner wollen das nun auch in der russischen Verfassung verankern lassen.

Für die Gläubigen von Bedeutung ist, ob Putin dabei hilft, ein historisches Treffen des Moskauer Patriarchen mit dem Papst zu arrangieren. Ausgesprochen für eine Versöhnung der Ost- und der Westkirche hatte sich der orthodox getaufte Christ Putin jedenfalls. Es wäre ein Prestigegewinn für beide Kirchen, kommentierte die Moskauer Zeitung "Nesawissimaja Gaseta". Aber einfach wird das nicht.

Besuche stehen an der Tagesordnung

So haben Kremlchefs zwar immer wieder den Papst nach Moskau eingeladen - Putin traf bereits im März 2007 Franziskus' Vorgänger Papst Benedikt XVI. und 2000 und 2003 Papst Johannes Paul II. Der Widerstand der nach dem Zerfall der Sowjetunion wieder erstarkten Kirche in Russland ist allerdings groß. Beide Kirchen sind im Ringen um Macht und Einfluss zerstritten. Vor allem aber stört sich das Moskauer Patriarchat am Missionseifer der Katholiken etwa in Sibirien und im Fernen Osten des Riesenreiches. Immer wieder gab es deshalb auch Übergriffe auf katholische Priester.

Dennoch sind Beobachter in Rom optimistisch, dass das Treffen das Verhältnis zwischen beiden Kirchen weiter verbessern kann. "Die Aussicht auf ein Treffen zwischen Franziskus und dem Patriarchen Kirill scheinen heute besser denn je", schrieb die Turiner Tageszeitung "La Stampa". Gründe dafür seien unter anderem die Herkunft des argentinischen Papstes und seine offene Haltung gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche.

Auch Putin dürfte bei Franziskus erneut für eine weitere Annäherung werben. Schon bevor er den Heiligen Stuhl besucht, gaben sich Geistliche aus Moskau im Vatikan die Klinke in die Hand, auch der italienische Kardinal Angelo Scola traf mit einer Delegation in Moskau auf Kirill. Seit Jahren gibt es die Hoffnung für ein Treffen der beiden Oberhäupter auf neutralem Gebiet - in Italien, in Ungarn oder Österreich.

Der Ex-Geheimdienstchef Putin und der Patriarch Kirill, dem eine undurchsichtige sowjetische Vergangenheit nachgesagt wird, gelten als enge Vertraute, die ein solches Treffen anbahnen könnten. "Konservative von Europa, vereinigt Euch!", twitterte deshalb schon der Politologe Dmitri Trenin vom Carnegie Center in Moskau. Auch Kommentatoren in Rom sehen den Versuch, eine "heilige Allianz" zu schmieden etwa gegen eine "Homosexualisierung" der Welt, gegen die vor allem auch die orthodoxe Kirche in Russland kämpft.

Bei den liberalen Kräften in Russland stehen Putin und der Patriarch allerdings in der Kritik, mit einer "unheiligen Allianz" von Staat und Kirche den gesellschaftlichen Fortschritt zu verhindern. Ihrem Ärger darüber machte etwa die Frauenpunkband Pussy Riot Luft. Weil sie gegen Putin und Kirill in der Moskauer Erlöserkathedrale protestierten, verbüßen zwei Musikerinnen noch bis März eine zweijährige Straflagerhaft.

(dpa)
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