Europa-Wahlkampf Urenkel von Benito Mussolini will kein Rechter sein

Rom · Der Urenkel des italienischen Diktators will Ende Mai ins EU-Parlament einziehen. Zuletzt war er für den italienischen Rüstungskonzern Fincantieri in Abu Dhabi tätig.

 „Profi, Soldat, Patriot“: Caio Giulio Cesare Mussolini.

„Profi, Soldat, Patriot“: Caio Giulio Cesare Mussolini.

Foto: dpa/-

Manche Leute haben einen gewichtigen Namen, ganz wenige Menschen bringen es auf zwei. Caio Giulio Cesare Mussolini ist der Urenkel des vor 74 Jahren erschossenen italienischen Diktators Benito Mussolini. Seine Eltern gaben ihm den Vornamen des römischen Feldherren Gaius Julius Caesar. Mit diesen Namen will sich der 50-Jährige nun in die Politik stürzen. Mussolini junior erklärte, für die rechtsnationale Fratelli d‘Italia ins EU-Parlament einziehen zu wollen. Fratelli d‘Italia ist eine Nachfolgepartei der italienischen Neofaschisten. Parteichefin Giorgia Meloni, Ex-Ministerin in der Berlusconi-Regierung, stellte den Neupolitiker als „Profi, Soldaten und Patrioten“ vor. Der Urenkel des „Duce“ diente 15 Jahre als Offizier bei der italienischen Marine und war zuletzt in der Rüstungsbranche für den italienischen Rüstungskonzern Fincantieri in Abu Dhabi tätig. Wichtig sei für ihn die Rückgewinnung der „Souveränität sowie die Verteidigung der Familie“. Nun sieht sich Mussolini junior aber als Opfer. Er wolle alle beruhigen, gab der Neu-Politiker bekannt, er werde nicht mit Liktorenbündel und römischem Gruß in den Wahlkampf ziehen. „Es ist aber inakzeptabel, dass Facebook meinen Account schließt, nur weil mein Nachname Mussolini ist“, schrieb der Italiener. Tatsächlich war Anfang der Woche das Profil Mussolinis nicht zu finden. Er behalte sich rechtliche Schritte vor.

Bei der Bewertung hält sich der Urenkel an eine Diktion, wie sie in Italien immer populärer wird. Diktator Mussolini habe „viele positive Dinge erreicht und ein paar Fehler gemacht“, zu den Fehlern rechnen Rechtspolitiker unter anderem die Rassengesetze von 1938 und Italiens Kriegseintritt 1940. Erst vor Tagen drückte sich der zur Berlusconi-Partei Forza Italia gehörende Präsident des EU-Parlaments, Antonio Tajani, dementsprechend aus. Mussolini junior wagte im Interview mit der britischen „Times“ einen Vergleich: „Dass Tony Blair den Krieg im Irak unterstützt hat, war kriminell. Aber deshalb wird er heute auch nicht jeden Tag angegriffen.“ Er selbst sei kein Faschist.

Sollte seine Kandidatur für die EU-Wahl erfolgreich sein, könnte Mussolini seine Cousine Alessandra im EU-Parlament ablösen. Alessandra, Enkelin des Diktators, repräsentierte die Berlusconi-Partei in Straßburg, trat aber aus der Partei aus. Alessandra geriet vor Tagen mit dem US-Komiker Jim Carrey aneinander, der eine Zeichnung des Leichnams des Diktators und seiner Lebensgefährtin Clara Petacchi kopfüber und mit zusammengebundenen Füßen veröffentlichte und dazu geschrieben hatte: „Wenn du wissen möchtest, wohin Faschismus führt, frage Benito Mussolini und sein Fräulein Claretta.“ Die Reaktion der Enkelin war nicht gerade sanft: „Du bist ein Bastard!“, schrieb sie auf Twitter.

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