Klimaschutz-Zertifikate UN gehen gegen Missbrauch vor

New York (RPO). Die Vereinten Nationen wollen gegen den Missbrauch von Klimaschutzzertifikaten vorgehen. Damit reagieren die UN auf Kritik von Umweltschützern an der Finanzierung fragwürdiger Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern. Fünf Chemiefabriken in China sollten für die Verminderung von Treibhausgasen vorerst kein Geld mehr erhalten, bis die Vorwürfe geklärt seien, erklärte das zuständige UN-Gremium.

 Die Vereinten Nationen reagieren auf die Kritik von Umweltschützern.

Die Vereinten Nationen reagieren auf die Kritik von Umweltschützern.

Foto: AFP, AFP

Die Kritik bezieht sich auf den im Kyoto-Protokoll für Klimaschutz vorgesehenen Mechanismus für eine saubere Entwicklung (Clean Development Mechanism, CDM). Er ermöglicht den Industriestaaten, einen Teil ihrer Verpflichtungen nach dem Kyoto-Protokoll dadurch zu erfüllen, dass sie Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern finanzieren. Das ist in der Regel günstiger als die Verminderung von Treibhausgasen im eigenen Land.

Zu den Projekten, die sich die Industriestaaten auf ihre eigenen Klimaschutzziele anrechnen lassen können, zählt bislang auch die Vernichtung des Treibhausgases HFC-23 durch mehr als 20 Chemiefabriken in China, Indien, Südkorea, Argentinien und Mexiko. Es handelt sich um ein Nebenprodukt, das bei der Erzeugung des Kühlmittels HFC-22 entsteht. HFC-22 wird unter anderem in Kühlschränken und Klimaanlagen eingesetzt.

Für die Vernichtung des Nebenprodukts HFC-23 bekommen die Fabriken allerdings so viel Geld aus dem CDM-Fonds, dass sie nach Darstellung von Umweltschützern mittlerweile mehr produzieren als der Markt hergibt.

"Alles deutet darauf hin, dass die Hersteller überschüssiges HFC-23 produzieren, nur um es wieder zu vernichten und dafür abzukassieren", sagte Mark Roberts von der Umweltschutzorganisation Environmental Investigation Agency. "Das ist der größte Umweltskandal aller Zeiten und führt die internationalen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels ad absurdum."

Die Chemiefabriken erhalten für die Vernichtung einer einzigen Tonne HFC-23 teilweise 100.000 Dollar (80.000 Euro). Dies habe zu einer massiven Fehlsteuerung geführt, kritisieren Umweltschützer.

(apd)
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