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TV-Interview des französischen Präsidenten Sarkozy schmeichelt Berlin — und sich selbst

Paris (RPO). Der französische Präsident hat es nicht leicht in diesen Tagen. Im eigenen Land wächst die Kritik an ihm, und bei der deutschen Kanzlerin zieht er oftmals den Kürzeren. Dann wird am Tag nach dem EU-Gipfel auch noch Angela Merkel in den höchsten Tönen gelobt. Nicht gerade ideal für einen Präsidenten im Wahlkampf. Doch Sarkozy weiß auch das für sich zu nutzen: Er präsentiert sich seiner Nation im TV und lobt Deutschland plötzlich über alle Maßen.

Schuldenschnitt für Griechenland: Die Nacht der Entscheidung
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Es ist immer das gleiche Bild auf den EU-Gipfeln seit Beginn der Krise. Sarkozy und Merkel geben auf EU-Ebene den Ton an - nicht immer zum Gefallen der anderen Staaten. Aber so war es auch nach dem entscheidenden Gipfel von Mittwochnacht. Doch oftmals ist es auch zwischen den beiden ein hartes Ringen um die richtige Position - wobei Sarkozy schon mehr als einmal unterlag.

So war es etwa vor allem Frankreich, dass sich gegen einen zu hohen Schuldenschnitt für Griechenland ausgesprochen hatte, weil das Land mehr Beteiligungen in griechische Staatsanleihen hat als die Deutschen. Sarkozy eilt daher in Frankreich schon der Ruf voraus, quasi ein Schoßhund der deutschen Kanzlerin zu sein. So etwas kann aber ein französischer Präsident nicht auf sich sitzen lassen.

Interview von befreundeter Firma produziert

Kaum aus Brüssel zurückgekehrt, gab Sarkozy daher den großen Inszenator - im Fernsehen. Nach acht Monaten gab er wieder ein Interview. Es ging um die Euro-Krise und um die Wirtschaft im eigenen Land, und das anderthalb Stunden lang. Wie mehrere Medien berichten, war das Interview von einer befreundeten Produktionsfirma aufgezeichnet worden. Laut faz.net hatte der Präsident sogar die zwei Journalisten persönlich ausgewählt, die ihn befragen sollten. Und übertragen haben das ganze dann schließlich gleich zwei staatliche Fernsehsender.

Die perfekte Kulisse also für einen Präsidenten, der zwar noch immer nicht seine Kandidatur für den Wahlkampf im kommenden Jahr bekannt gegeben hat, der sich aber angesichts sinkender Umfragewerte dringend Gehör bei seinen Wählern verschaffen muss. Schließlich schläft die sozialistische Konkurrenz nicht.

Also stellt Sarkozy die Franzosen in dem Interview nicht nur auf mehr Einsparungen ein, die wegen des sinkenden Wachstums nötig seien. Er lobt auch den Euro-Krisengipfel als einen gemeinsamen Erfolg von Frankreich und Deutschland.

Ohne die Übereinkunft in Brüssel wäre nicht nur Europa in die Katastrophe geschlittert, sondern die ganze Welt, sagte er. Doch nun habe Griechenland eine Chance, sich aus der Krise zu retten. Und er betont auch: "Wenn Deutschland und Frankreich nicht zusammen gegangen wären, dann hätte das Europa nicht überstanden." Sieht sich Sarkozy da etwa in Zugzwang? Denn so harmonisch gegenüber der deutschen Politik gab er sich schon lange nicht mehr.

Auch Altkanzler Schröder erwähnt

Und er legt auch noch einen obendrauf. Denn der französische Staatsmann lobt mehrfach in dem Interview die gewissen Vorzüge des deutschen Systems. Dazu gehört etwa das Steuersystem, an das sich Frankreich angleichen müsse. Oder auch die Reformen, die unter Altkanzler Gerhard Schröder eingeführt worden waren, während Frankreich zur 35-Stunden-Woche überging.

"Mein Job ist es", so zitiert Zeit Online aus dem Interview, "Frankreich näher an ein System heranzubringen, das funktioniert, das Deutschlands." Und eine Ausrichtung an den deutschen Sozial- und Steuergesetzen sei notwendig, so zitiert ihn Welt Online, damit Deutschland und Frankreich "gemeinsam ein Schwergewicht im Zentrum Europas" bilden könnten.

Sarkozy scheint gemerkt zu haben, dass er nicht aus dem Schatten Merkels heraustreten kann, wenn er gegen sie arbeitet. Und so nutzt er das "Vorbild Deutschland" ganz für seine eigenen Zwecke - eine mögliche Wiederwahl. Schließlich hat Deutschland wirtschaftlich gesehen wesentlich weniger Probleme als der französische Nachbar. Da kann man sich ja das eine oder andere abschauen.

"Juniorpartner Deutschlands"

Ob ihm die Franzosen das allerdings abnehmen, ist fraglich. Zumal sie jetzt schon kritisieren, dass Sarkozy eher Merkel hinterherläuft als sich selbst durchzusetzen. Und so fielen auch die Kommentare der politischen Konkurrenz nach dem Interview nicht gerade positiv aus.

Faz.net zitiert etwa den früheren sozialistischen Wirtschaftsminister Michel Sapin mit den Worten: "Sarkozy stellt sich wie üblich als Tarzan der europäischen Verhandlungen dar. Und der frühere sozialistische Europaminister Pierre Moscovici sagte demnach: "Das Frankreich Sarkozys ist zum Juniorpartner Deutschlands bei europäischen Verhandlungen abgestiegen."

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