Landesweite Streiks in Frankreich Polizei setzt Gummigeschosse gegen Schüler ein

Paris (RPO). In Frankeich leidet der Verkehr trotz gegenteiliger Bekundungen der Regierung immer deutlicher unter den Auswirkungen der landesweiten Streiks. Die Gewerkschaften reagierten am Montag ablehnend auf den Appell, die Arbeit in den Raffinerien wieder aufzunehmen. Die Proteste gegen die Rentenreform nahmen eher noch an Intensität zu.

Gewaltsame Streiks in Frankreich
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Die Flugaufsichtsbehörde forderte die Airlines auf, ihre Flüge von und nach Paris am Dienstag drastisch einzuschränken. Unterdessen streikten auch die Eisenbahner in Belgien, alle Bahnhöfe blieben geschlossen.

Die französischen Gewerkschaften haben gezielt die Spritversorgung im Land ins Visier genommen. Seit mehreren Tagen streiken die Arbeiter in allen zwölf Raffinerien, auch zahlreiche Treibstoffdepots werden blockiert. Im Mittelmeer ankern derzeit Dutzende von Öltankern, weil sie nicht die beiden bestreikten Ölhäfen von Marseille anlaufen können.

In Grandpuits östlich von Paris stellten sich Mitarbeiter einer Raffinerie offen gegen die rechtliche Anweisung der Regierung, die Arbeit wieder aufzunehmen. Sie stapelten Reifen vor dem Eingang und bildeten eine Menschenkette, um mögliche Streikbrecher am Zutritt zum Gelände zu hindern. Gewerkschaftsführer erwarteten das baldige Einschreiten der Polizei. Die Regierung eröffnete angesichts der Krise am Montag ein Koordinierungszentrum, das im Innenministerium ansässig ist und sich vor allem um den Konflikt im Öl-Sektor kümmern soll.

Gummigeschosse gegen Schüler

Die Flugaufsichtsbehörde DGAC forderte die Airlines auf, am Dienstag den Luftverkehr am Pariser Flughafen Orly um die Hälfte zu reduzieren. An den anderen Flughäfen im Großraum Paris sollten 30 Prozent der Flüge ausfallen. Die Eisenbahngesellschaft SNCF konnte am Montag die Hälfte ihrer Hochgeschwindigkeitszüge TGV nicht fahren lassen. Die Eurostar-Verbindung zwischen Paris und London sei aber nicht betroffen gewesen, erklärte das Unternehmen.

Am Morgen schlossen sich Lastwagenfahrer den Protesten an und blockierten mehrere Autobahnen, darunter die zwischen Paris und Lille. Die Kraftfahrer steuerten ihre Fahrzeuge im Schneckentempo über die Straßen, so dass der nachfolgende Verkehr aufgehalten wurde. Auch Frankreichs Jugend zeigte sich kampfeslustig und zündete Autoreifen und Fahrzeuge an, errichtete Blockaden und lieferte sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Als Schüler im Pariser Vorort Nanterre ihre Schule blockieren wollten, setzten die Sicherheitskräfte Gummigeschosse ein. Insgesamt wurden nach Mitteilung des Bildungsministeriums am Montag 261 Schulen blockiert.

Die Streiks und Blockaden richten sich gegen das Vorhaben der Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy, das Rentenalter von 60 auf 62 Jahre zu erhöhen. Die entscheidende Abstimmung über die Reform soll am Mittwoch im Senat stattfinden. Die Massenproteste sollen die Regierung dazu bringen, das Gesetz doch noch fallenzulassen.

In Belgien richtet sich der Streik der Eisenbahner gegen die Reform des Güterverkehrs. Die Auswirkungen betrafen auch den Zugverkehr nach Deutschland und in andere Nachbarländer. Der Eurostar zwischen Brüssel und London fiel aus. Die Auswirkungen des 24-stündigen Streiks dürften auch noch am Dienstag zu spüren sein, wenn der reguläre Betrieb wieder aufgenommen werden soll.

(AP/nbe)
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