Zeitung muss keine Entschädigung zahlen Klage gegen dänische Mohammed-Karikaturen abgewiesen

Kopenhagen (RPO). Die dänische Zeitung, die durch den Abdruck von Mohammed-Karikaturen im Frühjahr teils gewaltsame Proteste in arabischen Ländern ausgelöst hatte, muss wegen der Veröffentlichung keine Entschädigung zahlen. Das entschied am Donnerstag ein dänisches Gericht. Geklagt hatten sieben muslimische Organisationen.

Dänische Karikaturen empören islamische Staaten
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Die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" muss wegen ihrer umstrittenen Mohammed-Karikaturen keine Entschädigung zahlen. Das Ortsgericht in Aarhus wies am Donnerstag die Klage von sieben muslimischen Organisationen gegen Redakteure des Blattes ab. Zwar könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich einige Muslime von den zwölf Zeichnungen beleidigt gefühlt hätten, hieß es in der Begründung. Es gebe aber keinen Grund zu der Annahme, dass die Karikaturen das erklärte Ziel gehabt hätten, Muslime herabzusetzen.

Die sieben Organisationen reichten bereits im März eine Verleumdungsklage ein und forderten Schadenersatz in Höhe von 100.000 Kronen (13.400 Euro). Sie machten gelten, dass Mohammed in den Karikaturen als "aggressiv, Frauen unterdrückend, kriminell, verrückt und unintelligent" dargestellt werde. Zudem werde eine Verbindung zwischen dem Propheten, Krieg und Terrorismus gezogen.

Zur Verleumdungsklage kam es, nachdem die Generalstaatsanwaltschaft ein strafrechtliches Verfahren gegen "Jyllands-Posten" abgelehnt hatte. Dänische Gesetze gegen Rassismus oder Gotteslästerung seien bei der Veröffentlichung der Zeichnungen nicht verletzt worden, argumentierte die oberste Anklagebehörde.

Verärgerung in arabischen Ländern

Chefredakteur Carsten Juste, der gemeinsam mit Feuilleton-Redakteur Flemming Rose Ziel der Verleumdungsklage war, begrüßte das neuerliche Urteil zu Gunsten von "Jyllands-Posten". Es bestätige das "unbestreitbare Recht" der Zeitung, die Karikaturen abzudrucken. Alles andere wäre eine Katastrophe für die Pressefreiheit gewesen, sagte er.

Dagegen erklärte der jordanische Parlamentarier Mahmud al Charabscheh, der zum Kreis der Kläger gehörte, das Urteil belege die Absicht der westlichen Welt, den Islam und seinen Propheten auch weiterhin zu verunglimpfen. Kasem Ahmad, ein Sprecher der Kläger, kündigte im dänischen Rundfunk Rechtsmittel gegen den Gerichtsentscheid an.

Auch in arabischen Ländern, in denen der Karikaturenstreit im Frühjahr zu teilweise gewaltsamen Protesten geführt hatte, löste das Urteil Verärgerung aus. Dadurch werde die Kluft zwischen der westlichen und der islamischen Welt nur noch tiefer, warnte der syrische Parlamentsabgeordnete und Islamwissenschaftler Mohammed Habasch. Der libanesische Professor Raduan al Sajjed sprach von einer Missinterpretation des Freiheitsbegriffs. Dennoch rief er alle Muslime auf, sich nicht persönlich beleidigt zu fühlen und Ruhe zu bewahren.

"Jyllands-Posten" druckte die Zeichnungen am 30. September 2005. Im Begleittext hieß es, man wolle damit gegen die häufige Selbstzensur von Künstlern angehen, die vor Satire im Zusammenhang mit dem Islam zurückschreckten. Die Karikaturen wurden im Januar und Februar von mehreren europäischen Zeitungen nachgedruckt, was dann einen Proteststurm in der islamischen Welt zur Folge hatte. Vielerorts wurden europäische Botschaften angegriffen, mehrere Menschen kamen bei den Unruhen ums Leben.

(ap)
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