Joseph Kabila vs. Jean-Pierre Bemba Jüngster Präsident Afrikas ist Favorit bei Stichwahl im Kongo

Kinshasa (RPO). Gerade einmal 29 Jahre alt war Joseph Kabila, als er Präsident der Demokratischen Republik Kongo wurde. Kaum jemand glaubte damals an die Versprechen des unerfahrenen Mannes, der das geschundene Land aus dem Bürgerkrieg zum Frieden führen wollte. Nun ist Kabila der Favorit bei der Stichwahl im Kongo.

Soldaten im Kongo-Einsatz
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Foto: Gregor Mayntz

Die Ermordung seines Vaters Laurent-Désiré Kabila brachte Joseph Kabila 2001 ins höchste Staatsamt. Was niemand für möglich gehalten hatte: Er brachte tatsächlich den Frieden. Und in diesem Jahr kamen auch die ersten freien Wahlen seit mehr als vier Jahrzehnten, die der junge Präsident versprochen hatte. Trotz der Erfolge fiel Kabila die Macht aber nicht nochmals in den Schoß: In der ersten Runde der Präsidentenwahl verfehlte er die absolute Mehrheit - und muss nun am Sonntag gegen seinen Herausforderer Jean-Pierre Bemba in die Stichwahl.

Kabila wurde in der ostkongolesischen Provinz Süd-Kivu als zweites von neun Kindern geboren. Er begleitete seinen Vater, den Rebellenführer, im Alter von fünf Jahren nach Tansania ins Exil. Dort besuchte er die französische Schule in Daressalam, bevor er eine militärische Ausbildung absolvierte. Zusammen mit seiner Zwillingsschwester Jeannette begann er ein Jurastudium in der ugandischen Hauptstadt Kampala. 1996 aber wechselte er an die Front, als ihn sein Vater im Kampf gegen Diktator Mobutu Sese Seko zum Militärberater ernannte.

Schwäche für Autos und Motorräder

Nach dem Sturz Mobutus wird er zur weiteren militärischen Ausbildung nach China geschickt, bevor er 1998 erneut in den Kampf zieht - diesmal im Osten des Landes, wo Rebellen gegen Regierungstruppen kämpfen. Als Präsident bindet Kabila jene Rebellen vier Jahre später in eine Übergangsregierung ein.

Der weitgehende Friede und die leichte wirtschaftliche Erholung des Landes machten Kabila auch zum Favoriten für die Präsidentenwahl in diesem Jahr. Doch seine Gegner werfen dem hoch gewachsenen Mann mit der Schwäche für Autos und Motorräder vor, durch Zufall an die Macht gekommen zu sein. Dem verheirateten Vater einer Tochter wird außerdem der Ausverkauf der staatlichen Bergbauindustrie an ausländische Unternehmen zur Last gelegt.

Vor allem aber werfen seine Gegner dem 35-Jährigen vor, gar kein richtiger Kongolese zu sein. Sie verübeln dem jüngsten Präsidenten Afrikas, der gerne teure Anzüge und Designerbrillen trägt, dass er viele Jahre im Ausland verbrachte und die lokale Umgangssprache von Kinshasa, Lingala, kaum beherrscht. Sein Stichwahl-Kontrahent Jean-Pierre Bemba dagegen ist ein begabter Redner, der das Volk in seiner Muttersprache begeistern kann.

In den vergangenen Wochen gab es im Kongo immer wieder Unruhen zwischen Anhängern der beiden Präsidentschaftskandidaten. Dass Panzer der Präsidentengarde im August in Kinshasa die Residenz seines Rivalen Bemba umstellten, schadete Kabilas Ansehen als weitgehend friedliebender Machthaber.

Kabila baut indes auf eine breite Wahlkoalition: Im September zog er seinen ehemaligen Rivalen, den in der ersten Wahlrunde drittplatzierten Polit-Veteranen Antoine Gizenga, auf seine Seite. Zudem schloss Kabila ein Bündnis mit Nzanga Mobutu. Der Sohn des ehemaligen Diktators von Zaire erreichte in der ersten Runde im Juli den vierten Platz.

(afp)
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