Hohe Bezahlung gegen höchstes Risiko Im Irak agieren immer mehr "Söldner"

New York/Bagdad/Berlin (rpo). Sie halten sich bedeckt, sind in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt und lassen sich anmieten: die "security guards", schwer bewaffnete Angehörige internationaler privater Sicherheitsfirmen, die gerade im Irak zunehmend zur Personenbewachung, zum Objektschutz oder zur Begleitung von Konvois als moderne "Söldner" agieren.

Die Zahl der privaten "Wächter" zwischen Euphrat und Tigris wird am Sitz der Vereinten Nationen in New York gegenwärtig schon auf mindestens 15.000 bis 20.000 Mann geschätzt.

Der UN-Sonderberichterstatter für das generelle "Söldnerwesen" auf der Welt, der Peruaner Enrique Bernales Ballesteros, warnte jetzt in der Deutschen Welle vor einer "gefährlichen Entwicklung". Die Sicherheitsdienste nutzen nämlich "gesetzliche Lücken im internationalen Recht aus". Es dürften keine "Privatarmeen" der Firmen im Irak entstehen, die letztlich "staatliche Streit- und Polizeikräfte ersetzen könnten".

Wegen der schon oft gezeigten "drohenden Unberechenbarkeiten" der "Söldner" könnten sich die Verhältnisse im Irak "noch verschlimmern", argumentierten deutsche Sicherheitskreise am Wochenende in Berlin. Es gibt nach diesen Informationen auch in Deutschland Sicherheitsfirmen, die ihre besonders ausgebildeten Leute zum Einsatz in das täglich von schweren Zwischenfällen geschüttelte Zweistromland schicken. Nach Berichten aus Bagdad ist es bereits öfter vorgekommen, dass private Sicherheitsmänner, die in ihrer Zivilkleidung nicht weiter auffallen, bei einer Gefahrenlage "aus dem Stand wild um sich schossen".

Im Internet werben die Sicherheitsdienste zum Beispiel als "Globale Elite Truppe" oder "Berater für internationale strategische Sicherheit". Die UN schätzt, dass mehr als ein Dutzend großer Privatfirmen, "Private Military Contractors" (PMCs) genannt, im Irak agieren.

So sind beispielsweise Vertreter der US-Firma "Blackwater" für die unmittelbare persönliche Sicherheit des amerikanischen Besatzungsverwalters Paul Bremer in Bagdad zuständig. Die US-Cargo-Firma "SSA Marine" ist für die Sicherheit und Funktionsfähigkeit des Ölverladeterminals "Chor Al Amaja" in der südirakischen Hafenstadt Umm Qasr verantwortlich. Der Terminal war erst vor kurzem von aufständischen Irakern angegriffen worden.

Die "special guards" haben nach Aussage von Vertretern der UN mit den "Söldnern alter Prägung" eines gemeinsam: Sie riskieren für hohe Geldsummen "so gut wie alles". Oft gingen sie "da rein, wo selbst Soldaten der Koalitionstruppen zurückschreckten". Auch die vor kurzem im Irak entführten vier Italiener, von denen einer brutal vor seinen Kollegen mit Genickschuss ermordet wurde, gehörten einer italienischen "Private-Security"-Firma an. Ebenso waren die vier Ende März in Falludscha gelynchten Amerikaner Angehörige einer privaten US-Schutztruppe.

Die privaten Sicherheitsleute werden mit "ungeheuer viel Geld bezahlt", berichtete Ballesteros. So kann ein Monatshonorar für einen modernen "Söldner" nach Darstellung von Sicherheitsfirmen zwischen 10 000 bis 30 000 Dollar liegen. Wie zu erfahren war, haben die Firmen in letzter Zeit auch bereits mehrfach "special-soldiers", Spezial-Soldaten, der britischen und amerikanischen Kommandotruppen SAS und Delta Force angeworben.

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