Im April bisher höchste Zahl von getöteten US-Soldaten Kerry fordert neue Irakpolitik von Bush

Washington (rpo). Vor genau einem Jahr hat George W. Bush die feierliche Siegesrede im Irak-Krieg gehalten und von großen Fortschritten bei der Stabilisierung des Landes gesprochen. Schon damals betonte Bush, dass es noch viel zu tun gäbe. Sein Herausforderer John Kerry kritisierte jetzt die Bush-Rede und forderte eine Neuausrichtung in der Irak-Politik. Indes feiern die Bewohner von Falludscha den Abzug der US-Soldaten.

Viele strömten am Morgen auf die Straßen, an einigen Stellen wurde die irakische Flagge gehisst. US-Marineinfanteristen hatten am Freitag damit begonnen, ihre Stellungen in Falludscha, der Hochburg des sunnitischen Widerstands, an irakische Soldaten zu übergeben.

Eine 600 bis 1.100 Mann starke Truppe - überwiegend ehemalige Soldaten aus der Gegend von Falludscha - soll nach dem Rückzug der amerikanischen Soldaten in der Stadt für Sicherheit sorgen. Diese so genannte Falludscha-Schutzarmee (FPA) wird von einem Exgeneral aus der aufgelösten Streitmacht Saddam Husseins befehligt, steht aber unter dem Oberkommando der US-Streitkräfte. Außerdem bleiben die Marineinfanteristen rund um die Stadt präsent.

In der nordirakischen Stadt Mossul kamen laut Augenzeugen zwei Ausländer bei der Explosion einer am Straßenrand gelegten Bombe ums Leben. Fünf weitere Menschen, ebenfalls Ausländer, wurden verletzt, wie die US-Streitkräfte bestätigten. Die Opfer waren offenbar von Privatfirmen als Sicherheitskräfte angestellt.

Etwa 70 Kilometer entfernt, bei Karrajah, explodierte am Samstag ein Sprengsatz in der Nähe eines US-Konvois und riss einen amerikanischen Soldaten in den Tod. Zwei weitere Soldaten wurden nach Militärangaben verwundet. In der zentralirakischen Provinz Anbar, in der auch Falludscha liegt, wurden nach Angaben der US-Armee zwei amerikanische Matrosen getötet. Die Männer hätten am Freitag an einem Einsatz gegen Aufständische teilgenommen, hieß es.

Die Zahl der seit 1. April in Irak getöteten US-Soldaten stieg damit auf 139. Noch nie zuvor kamen seit Kriegsbeginn so viele Angehörige der amerikanischen Streitkräfte innerhalb eines einzigen Monats ums Leben. Auf Seiten der Iraker wurden im April etwa 1.360 Menschen getötet.

Bush spricht von Fortschritten

Ein Jahr nach seiner feierlichen Siegeserklärung sprach US-Präsident George W. Bush von Fortschritten bei der Stabilisierung Iraks. Allerdings habe er schon am 1. Mai 2003 betont, dass es noch viel zu tun gebe, sagte Bush am Freitag.

Sein politischer Gegenspieler John Kerry, der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei, sprach sich hingegen für eine Neubestimmung der Irak-Politik aus. Mit Blick auf die Rede Bushs vor einem Jahr an Bord eines Flugzeugträgers sagte Kerry, es sei an der Zeit, auf stolze Erklärungen zu verzichten: "Wir wissen, dass wir durch Tage großer Gefahr gehen."

Der Befehlshaber der US-Truppen am Golf, General John Abizaid, rief unterdessen arabische Länder auf, Soldaten nach Irak zu entsenden. "Ich bin für die Einbeziehung von mehr internationalen Truppen, insbesondere von mehr muslimischen Soldaten", sagte Abizaid. Als Beispiele nannte er Marokko, Pakistan und Tunesien. Vor allem aber müssten die Iraker selbst verstärkt zur Stabilisierung ihres Landes beitragen.

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